In Deutschland ist der Wirkstoffgehalt von Speed (Amphetamin) im letzten Jahr gesunken, in der Schweiz ist er hingegen stark gestiegen. Dies geht aus dem Bericht Amphetamin Auswertung 2017 von Saferparty in Zürich sowie dem Jahresbericht der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) für das Jahr 2017 hervor. Die Berichte liefern umfangreiches Zahlenmaterial und Hintergrundinformationen zur Drogensituation in der Schweiz und in Deutschland. Die Preise und Reinheitsgehalte der auf dem Schwarzmarkt in Deutschland gängigen Drogen sind in dem Workbook Drogenmärkte und Kriminalität enthalten.
Obwohl Amphetamin auf dem Schwarzmarkt in Deutschland meistens sehr stark mit Streckmitteln versetzt ist, nahm die Zahl der Konsumenten in den letzten Jahren deutlich zu. Gemäß Jahresbericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD), Workbook Drogen, zeigt sich über den Zeitraum der letzten 25 Jahre bei Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 59 Jahren ein insgesamt ansteigender Trend des Amphetaminkonsums (12-Monats-Prävalenz) von 0,4 Prozent im Jahr 1990 auf 1,0 Prozent im Jahr 2015.
Bei etwa 47 Prozent der Personen, die Speed innerhalb der letzten zwölf Monaten vor der Befragung konsumiert haben, beschränkt sich der Konsum auf maximal fünf Konsumgelegenheiten. Hier handelt es sich um Gelegenheitskonsumenten. Einen häufigen Konsum von mindestens hundert Gelegenheiten innerhalb der letzten zwölf Monaten gaben 17 Prozent der Amphetaminkonsumierenden an.
Wirkstoffgehalte in analysierten Proben
Weit über zehn Jahre lag der Amphetamingehalt in analysierten Proben von auf dem Schwarzmarkt in Deutschland stammenden Speed nahezu kontinuierlich zwischen fünf und zehn Prozent. Ab dem Jahr 2012 setzte dann ein Aufwärtstrend ein, wie auf der folgenden Grafik zu sehen ist.
Die Grafik zeigt als Zeitreihe den jährlichen durchschnittlichen Wirkstoffgehalt in als Amphetamin deklarierten Proben. Die blaue Linie zeigt die Entwicklung in Deutschland von 1996 bis 2017. Datenquellen: DBDD.
Der in Deutschland seit 2012 bestehende Trend zu höheren Wirkstoffgehalten hat sich 2016 nicht fortgesetzt. Der Medianwert lag 2016 bei 13,8 Prozent und ist gegenüber dem Vorjahr leicht gefallen (2015: 14,6 Prozent). Im Jahr 2017 ist er weiter gefallen und lag bei 12,1 Prozent. Bei den Zusatzstoffen war Coffein mit 97,5 Prozent in den ausgewerteten Proben im jahr 2017 am häufigsten vertreten. Bei
den Verschnittstoffen ragte Lactose mit 11,2 Prozent hervor.
Der Amphetamingehalt der analysierten Proben variierte stark. Neben den bekannten Nebenwirkungen stellen der stark variierende Amphetamingehalt, die Syntheseverunreinigungen und die Streckmittel ein Gesundheitsrisiko dar. Es ist optisch nicht erkennbar, wie hoch der effektive Amphetamingehalt der jeweiligen Probe ist und deshalb besteht die Gefahr einer Überdosierung. Dies gilt insbesondere für Konsumenten aus Deutschland, die in der Schweiz Urlaub machen, da sie es aufgrund des niedrigen Wirkstoffgehaltes in Deutschland gewohnt sind, richtig fette Linien zu legen. In der Schweiz war der Wirkstoffgehalt von Amphetaminproben im Jahr 2017 mehr als dreimal so hoch wie in Deutschland. Gleiches gilt übrigens auch für Holland.
Speedpreise in Deutschland
Die Preise für Speed (Amphetamin) pendelten in den letzten Jahren im Straßenhandel in Deutschland zwischen zehn und 14 Euro. Im Jahr 2017 kostete ein Gramm Speed in Deutschland durchschnittlich 11,90 Euro. In Relation zum Wirkstoffgehalt führt das zu einem Preis von etwa 98 Euro pro Gramm reines Amphetamin. Zum Vergleich: Ein Gramm reines Kokain kostete 2017 in Deutschland etwa 91,30 Euro, der Preis pro Gramm für Kokain in Straßenhandelsqualität lag 2017 bei durchschnittlich 71,60 Euro. Ein Gramm reines Kokain ist in Deutschland im Straßenhandel günstiger als ein Gramm reines Amphetamin. Siehe hierzu auch: Fallende Kokainpreise.
Bei der Betrachtung der oben stehenden Grafik kann man sehen, dass die Preise von Amphetamin in Straßenhandel in Deutschland in den letzten Jahren durchschnittlich bei 12,30 bis 12,40 Euro lagen und die Ausschläge nach unten und oben nie größer als zwei Euro waren respektive stets innerhalb der Bandbreite von 15 Prozent vom Mittelwert lagen. Man kann so den Eindruck gewinnen, dass die Preise relativ stabil seien. Betrachtet man jedoch die Preise, die für den effektiven Amphetamingehalt bezahlt werden, so zeigt es sich, dass die Preise ganz erheblichen Schwankungen unterworfen sind. Der durchschnittliche Preis lag hier bei etwas mehr als 161 Euro, der tiefste Preis mit 85 Euro lag somit etwa 47 Prozent darunter, der höchste Preis mit 237 Euro lag somit etwa 47 Prozent darüber.
Methamphetamin – Qualität und Preise
Methamphetamin (Crystal) ist im Straßenhandel weit weniger gestreckt als Amphetamin. 2017 lag der durchschnittliche Wirkstoffgehalt bei 72 Prozent, ein Jahr zuvor lag dieser Wert bei 73 Prozent. Beim „Ziehen“ einer zu fetten Linie Methamphetamin kann es sehr leicht zu unangenehmen und manchmal auch gefährlichen Überdosierungen kommen, da Methamphetamin schon in kleineren Dosierungen viel stärker und auch viel länger als Amphetamin (in weit größeren Dosierungen) wirkt. Methamphetamin ist etwa fünfmal so wirkungsintensiv wie Amphetamin.
In Deutschland war Methamphetamin bis 1988 unter dem Markennamen Pervitin als Fertigarzneimittel in Apotheken erhältlich, wobei die Dosis pro Tablette bei 3 Milligramm lag. Sogenannte Thaipillen enthalten oft die zehnfache Wirkstoffdosis einer Pervitin-Tablette. Bis zum 1. März 2008 waren sowohl Amphetamin als auch Methamphetamin in Deutschland verschreibungsfähige Betäubungsmittel (Anlage III BtMG). Aufgrund der 21. Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung (21. BtMÄndV) vom 18. Februar 2008 (in Kraft getreten am 1. März 2008) ist Methamphetamin durch Umstufung von Anlage III (verkehrsfähige und verschreibungsfähige Stoffe) in Anlage II (verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige Stoffe) zu § 1 BtMG heute in Deutschland nicht mehr verschreibungsfähig, Amphetamin ist demgegenüber nach wie vor verschreibungsfähig.
Methamphetamin kostete 2017 in Deutschland im Straßenhandel durchschnittlich 78,00 Euro, im Jahr davor lag der Preis bei durchschnittlich 87,30 Euro. Bezogen auf den Wirkstoffgehalt bezahlte man in Deutschland im Straßenhandel 2017 etwa 108 Euro für ein Gramm Methamphetamin (ohne Streckmittel), im Jahr davor lag der Preis noch bei 120 Euro.
Safer Sniffing
Was nur wenige wissen: Auch das Teilen von Sniff-Utensilien wie Röhrchen oder Banknoten kann gefährlich sein. Schon kleine Verletzungen in der Nasenschleimhaut, welche gerade beim Sniffen durch scharfkantige Röhrchen entstehen können, genügen, um sich beispielsweise mit dem Hepatitis-Virus oder Herpes zu infizieren. Deshalb: Kein gemeinsames Benutzen von Röhrchen oder Banknoten beim Sniffen!
Weitere Safer-Use-Hinweise siehe: Fachinformation: Speed (Amphetamin, Methamphetamin)
Vergleiche hierzu in diesem Blog
[13.12.2018] Fallende Kokainpreise
[21.12.2018] Mehr Wirkstoff als je zuvor in Ecstasypillen