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kommentare
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Naja, die Medien sind zum Teil selbst Schuld, daß sie nur so weichgespülten Mist serviert bekommen. Man weiß ja wie das läuft: Aus einer im Nebensatz geäußerten Kritik am FC Bayern wird: „Bajramaj klagt den FC Bayer an.“, daraus daß sie Zidanes Reaktion nachvollziehen kann wird „Skandalinterview. Bajramaj über Zidanes Kopfstoß: Das war noch viel zu wenig!“ Und aus Bjramaj empfand die Ausbildung als anstrengend wird: „Bjramaj jammert über harte Ausbildung“. Das weiß das Management natürlich und deshalb hat es richtigerweise das Interview entschärft, da sich Bjramaj in Ihrer Unbekümmertheit um Kopf und Kragen geredet hat.
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Sie wissen doch genau, was pssiert, wenn das ursprüngliche Interview gedruckt würde. Die kerndeutsche Meute wird auf Bajramaj aufmerksam und beim ersten Fehlverhalten geht das Integrationsfeuer los. Das Management tut gut daran, sie davor zu schützen.
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Vielleicht könnte man einfach den Mitschnitt des Interviews als Audiofile ins Netz stellen?
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Ich kann nur sagen:
Die Reporter sind selber Schuld, dass sie solche Weichspueleinlagen der Interviewten zulassen.Ich weiss, dass es sich so ein wenig etabliert hat, die Interviews ueberpruefen zu lassen, aber dass wurde in der Zwischenzeit ja dahingehend ausgenutzt, dass es ja kaum noch ehrliche Interviews, statt dessen nur noch Pressemitteilungen, zu lesen gibt.
Um am Ende wundert sich die Presse, warum so wenig Leute die Zeitungen kaufen.
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Klar, das Gegenlesen und Autorisieren von Interviews ist üblich.
Und eine Schande!
Darüber hinaus wäre es besser gewesen, das Interview so zu drucken, wie ihr es war, die beanstandeten Stellen zu schwärzen und die Hintergründe anbei zu publizieren.
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also das man korekturlesen will um zu verhindern das sätze aus dem zusammenhange gerissen werden oder verfälscht wiedergegeben werden ist ja ok
aber so was..ist inakzeptabel
ich hätte dem manager klipp und klar gesagt das das interview dann
GAR NICHT gedruckt wird
denn so ist es verfälscht und gibt nicht wieder was gesagt worden ist -
Welchen Sinn hat ein „Autorisieren- und Gegenlesenlassen“ von Interviews überhaupt? Ist das eine journalistische Vorschrift für Interviews, die z.B. in einer Zeitung abgedruckt werden sollen (und somit für eine relativ lange Zeit gewissermaßen „festgeschrieben“ werden, d.h. in Archiven nachgelesen werden können, was vermutlich bei Radio- oder Fernsehinterviews nur für einen begrenzten Zeitraum ohne großen Aufwand möglich ist)?
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Es ist leider ein Problem unserer Zeit, dass sich ein Management schützend vor die vertretene Person stellen will, um deren Ansehen möglichst schadlos zu halten. Nur geht das teilweise so weit, dass das Management ein Image vorgibt.
Gerade im Musikbereich erlebt man es ja sehr oft, dass der/die Musiker/in für jedes Album ein komplett neues Image bekommt und das wird dann immer mit „ich bin älter und reifer geworden“ erklärt.
Dabei macht es doch Menschen erst richtig sympathisch, wenn kein Management reinfunkt. Denn Artikel – wie dieser hier – fallen dann immer auf die Person zurück, die gar nichts dafür kann. Denn ihr Management legt fest, was gesagt wird und was nicht.
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Ich denke es wäre einfacher, in solchen Fällen in Zukunft auf ein Interview mit den Sportlern zu verzichten und stattdessen direkt ein Interview mit dem Management zu führen.
Die Fragen könnten dann etwa lauten:
„Was darf Frau Bajramaj über ihre sportliche Karriere denken?“
„Wen darf Frau Bajramai als Vorbild haben und warum?“
„Welche Sponsoren müssen wir erwähnen?“ -
Es ist sehr bedauerlich, wie hier eine junge Sportlerin anscheinend eiskalt entmündigt und manipuliert wird. Man kann nur hoffen, dass die durch ihre Ehrlichkeit und ihre „Ecken und Kanten“ durchaus sympathische Frau Bajramaj ihre Schlüsse in Bezug auf ihr Management ebenso ehrlich (zu sich selbst) und mutig zieht, wie sie auch ihre ursprünglichen Interview-Antworten gab.
Danke an die taz für das Nicht-Verschweigen der Hintergründe und die anschließende Diskussion!
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Redbranch schrieb:
> Hoffentlich führt die Angelegenheit jetzt nicht dazu,
> dass die taz bestimmte Personen einfach nicht mehr
> für Interviews gewinnen kann.Warum sollte das passieren? Wer nicht will, dass wir Zitate in der taz drucken, die einem unangenehm sind, der sollte uns solche Zitate einfach nicht sagen. Bei einem Fernseh- oder Radiointerview kann man ja auch nicht hinterher verlangen, dass ein Teil davon nicht gesendet werden darf. Wer gegen die Regeln verstößt, bekommt in aller Öffentlichkeit eine gelbe Karte – das ist beim Zeitungsinterview genauso wie beim Fußball. Und ich kenne keinen Spieler, der aus Angst vor einer öffentlichen Verwarnung nicht mehr mitspielen will.
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konsequent wäre, so ein interview schlichtweg nicht zu drucken.
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Gut. Wie aus meinen Ausführungen vermutlich hervorgeht: Die Texte in der sonntaz habe ich nicht gelesen, sondern ausschließlich auf Basis der Informationen, die ich hier gefunden habe, argumentiert.
Vor dem Hintergrund Ihrer Erläuterungen kann und will ich die Einschätzung, die taz hätte sich zu Marionetten des Managements machen lassen, natürlich nicht mehr aufrechterhalten.
Tja, wenn ich so über die Angelegenheit nachdenke, fallen mir irgendwie immer mehr spannende Fragen ein.
Wer hat bei einer Geschäftbeziehung zwischen einer Fußballerin und ihrem Management die Fäden in der Hand? Im unternehmerischen Sinne müsste hier doch eigentlich ein Vertrag zwischen einem Auftraggeber (= Frau Bajramaj) und einem Auftragnehmer (= Management) abgeschlossen worden sein. Demnach sollte Frau Bajramaj die Chefin im Ring sein. Nur ich vermute, dass das keinesfalls so ist.
Und: Wie mag Frau Bajramaj selbst zu der Sache stehen? War es nicht möglich, noch einmal direkt mit ihr zu Kontakt aufzunehmen? Frau Bajramajs Management jedenfalls dürftet ihr mit euren Darstellungen sehr verärgert haben.
Und: Was ist mit dem Konflikt, der jetzt potentiell zwischen Frau Bajramaj und ihrem Management entstehen könnte? Ich kann mir vorstellen, dass Frau Bajramaj aufgrund der Art und Weise, wie die taz mit dem Thema umgegangen ist, unter Umständen mit ziemlichen Unannehmlichkeiten konfrontiert werden könnte.
Genau da sehe ich übrigens das schwierige Spannungsfeld, indem ihr euch bewegt: Aufrichtige und ehrliche (ich vermeide bewusst den Begriff „objektive“) Berichterstattung versus „Informantenschutz“.
Für eure Leser war eure Entscheidung sicher goldrichtig. Denn natürlich gibt es so ein deutliches Mehr an interessanten Einblicken und Informationen als wenn es „nur“ ein unverfälschtes Interview einer Fußballerin gegeben hätte.
Hoffentlich führt die Angelegenheit jetzt nicht dazu, dass die taz bestimmte Personen einfach nicht mehr für Interviews gewinnen kann. Das wäre wirklich schade. Aber auf jeden Fall wesentlich besser als unauthentischer Müll, den hoffentlich ohnehin niemand haben will. -
Redbranch: Wir haben ja nicht die Fassung veröffentlicht, die das Management von Frau Bajramaj uns zunächst zur Veröffentlichung zugeschickt hatte. Wir haben stattdessen verhandelt, um möglichst viele Äußerungen, die in dem Interview gefallen sind, wieder in die Druckfassung reinzubekommen. Das hat an vielen Punkten geklappt, aber nicht an allen. Also haben wir das Interview in der zuletzt ausgehandelten Fassung abgedruckt. Das alleine erschien uns aber unzureichend. Daher haben wir zusätzlich in einem Kasten neben dem Text auf die Probleme hingewiesen und als Beispiel zwei der Zitate von Frau Bajramaj gedruckt, mit deren Veröffentlichung ihr Management bis heute nicht einverstanden ist. Wir haben in dem Kasten zudem auf dieses Blog verwiesen, in dem wir weitere Inhalte aus dem Gespräch veröffentlichen, die Frau Bajramajs Management bis heute nicht veröffentlicht wissen möchte.
Wenn wir auf den Abdruck des Interviews verzichtet hätten, hätten wir unseren Lesern noch mehr Informationen aus dem Gespräch vorenthalten als das Management von Frau Bajramaj. So haben wir alles: Die vom Management freigegebenen Aussagen und die nicht freigegebenen Aussagen. Zusätzlich kann man auch nachvollziehen, was freigegeben wurde und was nicht. Und dann haben auch noch darüber berichtet, wie das Management von Frau Bajramaj sich angestellt hat.
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Schön ist das nicht. Und ich finde es gut und transparent, dass hier im Blog über die Angelegenheit berichtet wird.
Die unaufrichtige und unauthentische Verfälschung des Interviews wird hier im Nachhinein angeprangert. Absolut zur recht!
Die taz „musste“ letztendlich also einen Text abdrucken, der mit dem ursprünglich geführten Gespräch nicht mehr allzu viel gemein hatte. Wie gemein.
Nun ich frage mich:
Wieso wurde der Text in der sonntaz überhaupt noch publiziert? Hätte nicht ein einfacher Hinweis gereicht? So in etwa: „Es ist ein Interview mit Frau Bajramaj geführt und aufgezeichnet worden, mit dem Ziel, es an dieser Stelle zu platzieren.
Die vom Management Frau Bajramajs zur Publikation autorisierte Fassung weist nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem tatsächlich geführten Gespräch auf. Aus diesem Grund verzichtet die taz auf die Veröffentlichung.“Solch ein Vorgehen hätte aus meiner Sicht eine klare, aufrichtige und bewundernswerte Haltung seitens der taz bewiesen.
Leider hat die taz sich durch den Abdruck dieses Textes ein Stück weit ebenfalls zu Marionetten des Managements der interviewten Fußballerin machen lassen.
Wie schade :-(
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Unglaublich, aber sehr, sehr häufig vorkommend. Auch noch schlimmer, und nicht jeder reflektiert das so wie hier.
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die richtige vorgehensweise wäre da, original- und managementfassung nebeneinander abzudrucken, und diesen blogpost darunter.
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Unglaublich. Die Zahl der nicht-weichgespülten Sportler mit eigenem Kopf ist ohnehinschon überschaubar…
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Das ist ja echt frech… Ich habe von einer Redakteurin einer Zeitung, mit der ich sonst nix zu tun habe ;-), gehört, dass sie sich das Autorisieren- und Gegenlesenlassen abgewöhnt haben, weil es ihnen wohl öfter so ging wie hier beschrieben…
Echt schade, dass für Authenzität und Ehrlichkeit so wenig Platz ist in dieser Welt.
Carsten: Weil ein Interview mündlich geführt wird und eine 1:1-Verschriftlichung sehr leseunfreundlich und lang ist. In einem Gespräch gibt es viele abgebrochene Sätze, es ist voll mit Wiederholungen, Nachfragen, Missverständnissen und Gesten. Vor allem werden im Gespräch auch in der Regel mehr Themen angeschnitten als dann Platz haben.
Ein Beispiel: Das Interview von Henryk M. Broder mit Thilo Sarrazin dauerte 116 Minuten. Das Gespräch wurde zunächst komplett abgetippt, es hatte rund 89.600 Zeichen. Ein vollständiger Abdruck hätte zehn Druckseiten eingenommen und wäre in vielen Teilen zusammenhanglos, redundant und unverständlich gewesen. Am Ende wurde es mit 17.700 Zeichen gedruckt und passte damit gerade auf eine Doppelseite.
Daher überlegt man als Journalist nach einem so langen Interview zuerst, welche der angesprochenen Themen man überhaupt reinnehmen will. Dann werden zu diesen Themen die Aussagen zusammengefasst und in eine sprachlich korrekte Form gebracht. Durch das Gegenlesen kann der Interviewpartner überprüfen, dass die Druckfassung das, was er beim Gespräch gesagt und gemeint hat, richtig wiedergibt. Die meisten Interviewten verstehen das Gegenlesen auch genau so. Sie präzisieren dann Formulierungen oder stellen sie in den richtigen Zusammenhang. Nur wenige versuchen, das Gegenlesen zu missbrauchen und wollen ganze Passagen umschreiben, rausstreichen oder neu erfinden.