Die Sprachnörgler vom „Verein Deutsche Sprache“ haben die taz-Überschrift „Brüderle bei Ehrlichkeit ertappt“ zur Schlagzeile des Jahres 2011 gekürt. Nach Ansicht der Jury brachte die taz in ihrer Ausgabe vom 25. März damit „die Schlitzohrigkeit dieses bekannten FDP-Politikers präzise auf den Punkt“. Gemeinsam auf dem zweiten Platz landeten „Nein tanke! Der Irrsinn mit dem Biosprit“ aus der BILD-Zeitung vom 8. März und „Circus Krone – vom Sinn und Wahnsinn der britischen Monarchie“ aus dem Spiegel vom 18. April.
Der „Verein Deutsche Sprache“ setzt sich dagegen ein, dass zu viele neue Fremdwörter in den deutschen Sprachgebrauch übernommen werden. Seine Website bezeichnet der Verein etwa als „Netzseite“ – ein Wort, das auch gerne von Neonazis genutzt wird. Die „Schlagzeile des Jahres“ wurde 2010 von dem Dortmunder Wirtschaftsprofessor und Vereinsvorsitzenden Walter Krämer sowie dem Journalisten Wolf Schneider ins Leben gerufen. Der Preis hat bisher noch nicht viel Aufmerksamkeit erregen können, was man ganz gut daran sieht, dass in diesem Jahr laut Darstellung des Vereins nur 73 Vorschläge für eine „Schlagzeile des Jahres“ bei der Jury eingingen – obwohl jedermann solche Vorschläge einreichen könnte.
Der Jury gefielen in diesem Jahr auch viele Wortspiele um die Affäre Guttenberg: „Die Jäger des verlogenen Satzes“ (Der Tagesspiegel, 15. Juni), „Schmarotzer cum laude“ (taz, 22. Februar), „Guttenberg schreibt Doktortitel vorerst ab“ (FAZ, 18. Februar), „Plagiator honoris causa“ (taz, 25. Februar) oder „Adel verzichtet“ aus der Süddeutschen Zeitung vom 1. März. Ein weiterer Schwerpunkt der Zusendungen betraf Guido Westerwelle („Der Draußenminister“, Spiegel, 8. April) oder die Abwahl der CDU-Regierung in Baden-Württemberg: „Mappus tiefergelegt“ (taz 28. März) oder „Mappschied in Stuttgart“ (taz, 27. März).
Der Sieger des Jahres 2010 war die Schlagzeile „Krieger, denk mal!“ aus der Hamburger Zeit. Weitere Jury-Mitglieder sind der heute-journal Moderator Claus Kleber, der Journalist und Sprachwissenschaftler Franz Stark, und die Sprachwissenschaftler Gert Ueding und Horst Haider Munske. Die Sieger taz, Bild und Spiegel erhalten eine Urkunde. Mal schauen, was wir damit machen.
Die taz zusammen mit der BILD auf dem Siegertreppchen.
Das passt ja.
Danke, Ines Pohl.