Wie viele Inhalte der taz schreiben Frauen? Wie häufig geht es in den Texten um Frauen? Wie häufig werden Frauen auf den Fotos abgebildet?
Um das herauszufinden, haben Anne Haeming, Julia Neumann, Sebastian Heiser & Svenja Bednarczyk vier komplette Erscheinungswochen der taz durchgezählt, verteilt über die vier Quartale des Jahres 2013. Das waren 1.501 Artikel mit 197.703 Zeilen, 865 Haupt-ProtagonistInnen und 776 abgebildeten Personen. Die Ergebnisse:
Wie viele Inhalte schreiben Frauen?
Frauen schrieben 69.121 der 197.703 Zeilen, das enspricht einem Anteil von 35,5 Prozent. Es gibt dabei erhebliche Unterschiede zwischen unseren Ressorts:
Berlin-Kultur 56,2 %
Inland 45,7 %
Reportage 45,6 %
Sonntaz 45,5 %
Meinung 39,6 %
Medien 39,5 %
Berlin 39,1 %
tazplan 38,8 %
tazeins 35,8 %
Überregionale Kultur 34,8 %
tazzwei 31,6 %
Ausland 30,0 %
Nord 29,4 %
taz am Wochenende 28,7 %
Wahrheit 27,9 %
Wirtschaft & Umwelt 22,3 %
Sport 10,7 %
Artikel von Frauen sind übrigens im Schnitt 134 Zeilen lang, Artikel von Männern 127 Zeilen. Siehe auch: Alle Zahlen im Detail.
Über wen schreiben wir in der taz?
Unter den 865 Haupt-ProtagonistInnen (Personen, die in einem Artikel hauptsächlich zu Wort kommen – was nur für einen Teil der Artikel klar bestimmt werden kann) waren 247 Frauen, das entspricht einem Anteil von 28,6 Prozent. Auch hier gibt es wieder klare Unterschiede zwischen den Ressorts:
Sonntaz 50,0 %
Reportage 45,8 %
Berlin 33,5 %
Inland 28,3 %
Kultur 27,9 %
Wirtschaft & Umwelt 26,7 %
tazzwei 26,5 %
tazeins 24,8 %
taz am Wochenende 23,7 %
Ausland 22,2 %
Medien 21,9 %
Sport 20,0 %
Es fehlen hier die Ressorts, in deren Texten nur selten oder nie HauptprotagonistInnen vorkommen – zum Beispiel die Meinung oder die Wahrheit. Hier alle Zahlen.
Wen bilden wir ab?
Auf den Fotos der vier Wochen wurden 776 Personen abgebildet. Darunter waren 256 Frauen, das entspricht einem Anteil von 33 Prozent. Der Frauenanteil bei den Fotos liegt damit 4,4 Prozentpunkte höher als bei den HauptprotagonistInnen der Artikel.
Sonntaz 45,0 %
Medien 37,5 %
Ausland 36,7 %
taz am Wochenende 34,1 %
Seite 1 34,0 %
Berlin 33,7 %
Kultur 32,2 %
tazeins 31,8 %
Inland 31,7 %
tazzwei 25,5 %
Öwis 23,3 %
Sport 19,1 %
Siehe auch: Alle Zahlen
Welche Konsequenzen hat das?
Am Dienstag haben wir die Ergebnisse in der Redaktion diskutiert. Den niedrigen Frauenanteil unter den AutorInnen fanden wir erschreckend. Für das am schlechtesten abschneidende Sportressort machte taz-Chefredakteur Andreas Rüttenauer, bis vor kurzem noch Sportredakteur, einen Vorschlag: Einer der nächsten taz-Panter-Workshops für NachwuchsjournalistInnen sollte nur für Frauen veranstaltet werden, die an Sportberichterstattung interessiert sind. In der Vergangenheit sind bereits etliche TeilneherInnen zu festen MitarbeiterInnen der Redaktion geworden. Die Debatte, wie wir darüber hinaus den Autorinnenanteil in allen Ressorts erhöhen können, hat am Dienstag begonnen und ist noch nicht abgeschlossen. Schon jetzt ist jedenfalls klar, dass der aktuelle Zustand nicht unseren Ansprüchen genügt.
Zu einer Frauenquote für Text-ProtagonistInnen und für Foto-Abgebildete gibt es dagegen keine eindeutige Meinung in der taz. Einige finden: Da Männer in der Realität häufiger in Machtpositionen sind als Frauen, ist es unvermeidlich, dass sie auch in unserer Berichterstattung über diese Realität häufiger auftauchen. Andere wenden ein, dass wir gerade bei der Suche nach ExpertInnen viel häufiger auch Frauen finden könnten, die keine schlechtere Expertise als die befragten Männer haben, und dass der aktuelle Frauenanteil unter den ProtagonistInnen von nur 28,6 Prozent jedenfalls eindeutig zu niedrig ist. Ein Konsens in der taz, bei welcher Prozentzahl dieser Frauenanteil liegen sollte, ist jedenfalls nicht in Sicht, aber die Ergebnisse der Zählung haben zumindest zu einer Debatte darüber geführt und die Sensibilität erhöht.
Wie wurde entschieden, wer als Frau zählt und wer als Mann?
Bei AutorInnen und ProtagonistInnen anhand des Vornamens, bei den abgebildeten Personen aufgrund des Vornamens in der Bildunterzeile bzw. – falls der dort nicht genannt wird – nach äußerem Erscheinungsbild. Eine korrekte Zuordnung zum tatsächlichen Geschlecht unterblieb, da wir die AutorInnen, die ProtagonistInnen und die abgebildeten Personen nicht danach gefragt haben. Das ist eine Schwäche der von uns gewählten Methodik, die dazu führt, dass unsere Ergebnisse die Wirklichkeit nicht wahrheitsgetreu wiedergeben. Die Befragung unterblieb einerseits wegen des hohen damit verbundenen Aufwands und andererseits, weil wir davon ausgehen mussten, dass nicht alle AutorInnen, ProtagonistInnen und abgebildeten Personen an einer solchen Befragung teilnehmen würden, so dass es auch mit einer Befragung keine wahrheitsgetreuen Ergebnisse gegeben hätte.
Wie wurden die Inhalte kategorisiert?
Nach hausinterner Ressort-Zuständigkeit. Die erschließt sich nicht unmittelbar aus dem äußerem Erscheinungsbild in der Zeitung. Die am häufigsten missverstandenen Begriffe:
tazeins: Unter der Woche die Seiten 1 bis 4 (außer der Seite-1-Kommentar)
tazzwei: Die ersten beiden Seiten von „Gesellschaft + Kultur“
Kultur: Die weiteren zwei bis drei Seiten von „Gesellschaft + Kultur“. Und am Wochenende die fünf Kulturseiten in der Sonntaz
taz am Wochenende: Der vordere Teil der am Samstag erscheinenden Ausgabe (außer Sport, Meinung und LeserInnenbriefe)
Sonntaz: Der hintere Teil der am Samstag erscheinenden Ausgabe, nämlich das Wochenendmagazin „Sonntaz“ (außer die darin befindlichen Kulturseiten, Medienseiten, Reiseseiten, kontext und Wahrheit)
Wer verklagt die taz?
Unser Justiziar hat die derzeit bei der taz laufenden presserechtlichen Auseinandersetzungen gezählt. Einerseits geht es um angebliche Verstöße der taz gegen das Kunsturhebergesetz, wenn wir Fotos von Personen gezeigt haben, die damit nicht einverstanden sind. Aktuell laufen sechs Verfahren, darunter wurden drei von Frauen angestrengt. Andererseits geht es um vermeintliche Schmähungen und streitige Tatsachenbehauptungen in Artikeln. Von den 38 anhängigen Verfahren dieser Art wurde nur 1 Verfahren von einer Frau angestoßen.
Maßnahmen, die dazu führen, dass uns mehr Frauen verklagen, planen wir nicht.
[…] oder sogar bei einem “alternativen” Medium wie der taz: wie man erst vor wenigen Wochen lesen konnte, werden dort zwei Drittel der Artikel von Männern […]