Am 20. Januar gibt es eine neue Seite in der taz. Ihr Name: taz.neuland. Die taz entdeckt also die neuen Länder. Ein bisschen spät, oder? Die Frage drängt sich auf. Oder die: Neue Länder, kann man das überhaupt noch sagen?
Nun ist es ja nicht so, dass die taz über Ereignisse in der manchmal immer noch so genannten Zone nicht berichten würde. Die großen Themen begleiten wir sowieso. Es gibt auch Geschehnisse, die erst zum großen Thema geworden sind, weil die taz darüber berichtet hat. Dann sind da die Perlen, nach denen wir bisweilen tauchen.
Und doch gibt es gute Gründe, sich intensiver mit dem Osten zu beschäftigen. Die taz ist ein Kind der westdeutschen Alternativkultur und fremdelt bisweilen immer noch mit der Gesellschaft, die keine Erfahrungen mit dieser Gegenkultur gemacht hat. Die Gegenkulturen, die es da gibt und gab, kommen da bisweilen zu kurz. Das soll sich ändern. Wir haben uns also auf die Suche begeben.
„Es darf also experimentiert werden auf der neuen Seite, die zunächst mittwochs und freitags erscheinen soll.“
Warum wir das nicht schon immer gemacht haben, mag man sich jetzt fragen. Und: warum ausgerechnet jetzt? Es sind die Umstände, die den Ehrgeiz der Redaktion geweckt haben. Es gibt plötzlich Platz in derZeitung. Seit Jahresbeginn erfolgt die Herstellung der taz, welche zwischen Vorpommern, Magdeburger Börde und Thüringer Wald vertrieben wird, in einer neuen Druckerei. Dadurch haben sich die redaktionellen Abläufe so verschoben, dass es die Möglichkeit gibt, eine Seite zu bestücken, die nur in die fünf Ostländer ausgeliefert wird. Also, ab nach Osten! Das haben sich einige Redakteur_innen gedacht und losgelegt.
Koordiniert wird das neue Projekt von der „Zukunfstwerkstatt“ der taz. Es darf also experimentiert werden auf der neuen Seite, die zunächst mittwochs und freitags erscheinen soll. Junge Autor_innen sollen gefördert werden. Es geht um neue Geschichten in neuem Gewand. Es darf gespielt werden. Der Osten ist die Spielwiese.
ANDREAS RÜTTENAUER, Koordinator der Zukunftswerkstatt
Titelbild: dpa
Ich finde es auch ein bisschen seltsam, besonders die Begründung, dass die taz ja aus der westdeutschen Alternativbewegung komme und deshalb mit dem Osten fremdele. Rudi Dutschke (ich weiß, der war vorher) kam ja auch aus dem Osten. Erinnert sich die taz nicht mehr an die Ost-taz, die von Leuten aus dem Osten geschrieben wurde? Zu Wendezeiten war die taz doch als erste Zeitung komplett durchmischt und als die Ost-taz wegen der Währungsunion nicht mehr finanzierbar war, wechselten viele der Autoren in die reguläre taz. Also wenn schon eine neue Seite, dann hätte ich die ost-taz wiederbelebt. Und nicht so getan, als fange ich neu an mit „Neuland“.