Wer heute die erste Seite der taz lesen will, hat ein kleines Problem – der vierspaltige Aufmacher „Geständnis eines Linken“ endet in Buchstabensalat und der Aufforderung: „Den Rest des Artikels können Sie sich schenken.“ Auf taz.de sieht es noch schlimmer aus: Wer den Artikel dort aufruft, bekommt nur eine lesbare Überschrift und ansonsten ausschließlich Buchstabensalat. Das Ganze ist aber kein technischer Defekt, sondern ein Hinweis darauf, dass freier Zugang zu unabhängigem Journalismus im Netz nicht umsonst zu haben ist. Und darauf, dass das Projekt taz.zahl ich weitere Unterstützung braucht, damit taz.de kostenlos für alle nutzbar bleibt.
Als vor fünf Jahren die ersten Nachrichtenseiten begannen, für ihre Angebote im Netz Bezahlschranken, Paywalls, hochzuziehen, erfand die taz mit taz.zahl ich die „Paywahl“: den Appell, durch eine freiwillige Bezahlung sicher zu stellen, dass sämtliche Inhalte von taz.de für alle NutzerInnen kostenlos zugänglich bleiben. Diesem Appell sind mittlerweile 7.500 Menschen gefolgt, die monatlich einen Betrag ihrer Wahl überweisen. Die taz will nun an die guten Wachstumsraten anknüpfen und startet mit Unterstützung der Berliner Agentur DOJO eine Kampagne: 10.000 UnterstützerInnen für taz.zahl ich!
„taz.zahl ich bedeutet: Alle für eine. Es gibt keine Bezahlschranke für einzelne Artikel oder gar für die ganze Seite, sondern hier zahlen alle, damit die einzelne Person kostenlos lesen kann“, sagt Katrin Gottschalk, die Ende April vom Magazin missy als stellvertetende Chefredakteurin zu Georg Löwisch in die Chefredaktion der taz wechselt. Die UnterstützerInnen sichern aber nicht nur die Unabhängigkeit von taz.de, sie können sich zu einer Avantgarde in den Medien zählen. So schreibt Jochen Wegner, Chef von „Zeit Online“, der taz in einer Grußbotschaft:
„Wir dürfen nicht ruhen, bis wir unseren Journalismus auf neue Füße gestellt haben. Wie das gehen soll? Liebe taz, Du bist ein gutes Beispiel dafür, wie das geht. Vielleicht wunderst Du Dich selbst ein wenig, dass Du neuerdings zu den Hipstern der Medienindustrie zählst, weil Du in den frühen 80ern die heute so angesagte Crowdfinanzierung entdeckt hast. taz.zahl ich, eine freiwillige Digitalabgabe treuer Leser, für die Du heute wieder einmal wirbst, ist die konsequente Fortsetzung des Genossenschaftsprinzips der taz ins flüchtigere Medium.“
Der Buchstabensalat in der heutigen taz löst sich übrigens mit einem Umblättern bzw. Klick auf, und zwar in den kompletten Artikel. Und die taz setzt darauf, dass sich selbst auf den ersten Blick erschrockene LeserInnen dem Solidarprinzip anschliessen werden. Und taz.de nicht nur sich, sondern auch allen anderen schenken.
Nachfragen zu taz.zahl ich beantworten Aline Lüllmann und Ilija Matusko, taz-zahl-ich@taz.de. Weitere Informationen finden Sie auch unter www.taz.de/zahlich.
(Bild: Donata Kindesperk)
Hallo,
ich bin Abonnent und fühle mich ehrlich gesagt von dieser neuen Pay-Wahl einfach nur genervt. Die Seiten sind damit praktisch unlesbar, wenn man sich mit einem normalen Browser auf einem durchschnittlichen Rechner auf taz.de begibt. Bitte schaltet wieder auf die alten Pay-Wahl um und laßt diesen Quatsch mit dem Buchstabensalat. So verliert ihr meiner Meinung nach nur Interessenten…