vonSigrid Deitelhoff 22.08.2007

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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…oder: wie geht Berlin baden?

Was liegt uns Prinzenbadlerinnen näher als ein Besuch der Ausstellung “Berlin geht baden. Von Strandträumen und Traumstränden”.

Vor unserem Kulturblind-Date hatten wir im “Drama” (ein neues plüschig-schrilles Cafe am Mehringdamm) gut gefrühstückt. Mit vollem Magen läßt sich bekanntlich ja nicht gut schwimmen, also führte uns der nächste Gang nicht gleich ins Prinzenbad, sondern erstmal in die Ausstellung zur Kulturgeschichte des Badens. Verschiedene Aspekte der Körperkultur und der Körperhygiene werden mittels Fotos, Gemälden, Bademoden, Postkarten und Installationen anschaulich präsentiert.

Die Eröffnung der ersten öffentlichen Badeanstalt 1802 an der Spree findet ebenso Erwähnung wie die erste Schwimmvereinigung Berlins mit dem Vereinsnamen “Tichysche Frösche”.

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts blieb das Baden in Flüssen und Teichen jedoch polizeilich verboten. Und erst sehr spät war das Baden in den Schwimm- und Badeanstalten für Frauen erlaubt. Bis 1831 blieben diese “Etablissements zum Fluss-Baden” nur den Männern vorbehalten.

Das Schwimmen als empfohlene Leibesübung war ursprünglich Teil der militärischen Ausbildung, bevor sie als Pflichtfach in den Schulen Einzug hielt.

Jeder Museumsraum ist einer anderen Variation des Themas gewidmet. Das macht die Ausstellung abwechslungsreich. So gibt es z.B. Themenräume wie gerade BerlinerInnen im letzten Jahrhundert die Ostseebäder als “Urlaubs-Badewanne” nutzten. Aber auch die Zeit des Nationalsozialismus wird erfreulicherweise nicht ausgespart. Dargestellt wird die Instrumentalisierung der Badekultur durch seine “Kraft durch Freude” – Bewegung für seinen ideologischen Körperkult. Das nie fertig gestellte Freizeitbad Prora auf Rügen zeigt den Höhepunkt der nationalsozialistischen Freizeitorganisation.

M. war aus dem Ausstellungsraum, in dem die kuriosen Schwimmethoden mittels alter Lehrbücher dargestellt wurden, nicht mehr herauszubewegen. Sie liebt diese altertümlichen technischen Zeichnungen über alles.

Während S. schon ziemlich frühzeitig den letzten Museumsraum mit den Liegestühlen entdeckt hatte und dort auf die restlichen Mitschwimmerinnen vor einem meditativen Wasserbild einschlief, stand E. fassungslos vor einer wie sie meinte “ziemlich sinnlosen Ansammlung von altmodischen Sonnenbrillen”.
“Was das soll, weiß ich auch nicht. Da stehen noch nicht mal Preisschilder dran” tönte sie durch den Ausstellungsraum.
A. stellte fest, daß das wichtigste Sommerbad, nämlich unser Prinzenbad, fehlt und damit den Ausstellungswert natürlich erheblich schmälert.

Zum Schluß kauften wir im Museumsshop zum Andenken an diese kleine aber feine Ausstellung Badeenten. M. stritt mit A., da diese nicht die Badewannenente Agathe Super-Quietsch (so die korrekte Markenbezeichnung) mit der Schwimmbrille gekauft hatte. S. war schneller gewesen und hatte blitzartig zugeschlagen, weil sie die Ente an E.(nte) im Prinzenbad erinnerte.

Die Ausstellung ist noch bis zum 14. Oktober 2007 zu besichtigen.
Weitere Infos unter:
http://www.stadtmuseum.de/index3.php?museum=ep&id=277

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https://blogs.taz.de/prinzenbad/2007/08/22/blind-date-im-ephraim-palais/

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