Der Bär flattert in östlicher Richtung.
Hat denn wirklich jemand außer Kollege Helmut Höge geglaubt, daß wir als Busenfreunde von Wiglaf nicht die Gründe kannten, weshalb Wiglaf bei der Wahrheits-Seite der taz die Brocken hingeschmissen hat? Hat er noch immer nicht gelernt, daß es manchmal intelligent ist, eine dumme Frage zu stellen? Also Helmut, so kurz wie möglich und zum Mitschreiben: Wiglaf hat ein sonderbares Frauenhelfer-Syndrom. Er alimentierte seine verflossenen Freundinnen. Carola Rönneburg, Freundin Nummer eins, die wir das Mißvergnügen hatten, kennenzulernen, verschaffte er jahrelang eine saftig dotierte Redakteurin-Sinekure im ›Häuptling eigener Herd‹. Freundin Nummer zwei, darüber schweigt der SängerInnen Höflichkeit. Freundin Nummer drei, Ulrike Stöhring, seine letzte Verflossene animierte er im ›Häuptling‹ und für die Wahrheitsseite der taz unermüdlich zu Beiträgen – mit mäßigem Erfolg.
Wahrheits-Redakteur Michael Ringel ruderte mit den Opfern von Don-Giovanni-Droste in einem Boot als trauriger Don Ottavio. Nun aber, als Wiglaf und Vincent Klink Carola Rönneburg aus dem ›Häuptling‹ rausgeschmissen hatten, und Wiglaf in furioser Manier den ganzen Quatsch und Klatsch, der verbündeten, verlassenen Frauen in seiner Freitags-Kolumne erzählen wollte, machte Michael Ringel in Wagenburg-Mentalität zu. Er entblödete sich tatsächlich nicht, dem Kolumnisten, dem die Wahrheitsseite der taz neben Tom die höchste Leserakzeptanz schuldet, zu sagen: »Wiglaf mach mal Pause!« Darauf Wiglaf in seiner ostpreußisch-westfälischen Lakonie – wofür wir ihn alle lieben! –: »Michael, ich mache nicht Pause, ich höre auf.«
Das wäre ja alles noch im Normbereich einer redaktionsinternen Auseinandersetzung, doch jetzt hört’s auf! Von irgend einem Whisky-getränkten Quatschkopf erfuhr Michael Ringel, daß Wiglaf Droste während einer Studioaufnahme einen Kollaps hatte. Das soll vorkommen bei Künstlern, die sich bis zum Anschlag auspowern. Was macht dieser Ringel daraus? Er schreibt an sein Netzwerk eine stalinistische Rundmail und psychiatriert seinen Erfolgskolumnisten: »Wiglaf kann nicht mehr schreiben, ist durchgeknallt, ist am Ende …« Das, Herr Ringel, sind Bild-Zeitungs-Methoden! Das hat Gossenformat! Herr Ringel, Sie sind full of shit! Und jetzt wird auch nicht mehr rumgeeiert, sondern Tacheles geredet taz-Hilfshausmeister Helmut!
P.S.: Zu unserem obigen Eintrag wollen wir zur Vermeidung von Unstimmigkeiten einige Punkte klarstellen bzw. korrigieren:
1.) der im Zusammenhang mit Wiglaf Drostes „Frauenhelfer-Syndrom“ verwendete Begriff „alimentierte“ ist metaphorisch zu verstehen; „Alimente“ im juristischen Sinne hat Droste seinen Verflossenen nie bezahlt.
2.) Das Michael Ringel in den Mund gelegte Zitat »Wiglaf kann nicht mehr schreiben, ist durchgeknallt, ist am Ende …« kommt so in seiner Rundmail nicht vor; sinngemäß wurde dort aber Ähnliches ausgedrückt.
3.) Da wir Wiglaf Droste nicht nur als Freund schätzen, sondern auch als einen der besten deutschsprachigen Autoren, haben wir uns über die ganze Sache sehr aufgeregt. Dass sich aber Michael Ringel unsere Beschimpfung „Herr Ringel, Sie sind full of shit!“ als T-Shirt drucken lassen will, finden wir fast schon wieder gut.
(BK/JS)
Ach Mary, was haben Sie für ein Verständnis von Meinungsfreiheit? Gilt nur für die eigene Meinung, wie? „Droste vergessen“ – bißchen totalitär, oder? Und ob das so einfach geht?
Sie werden es nicht glauben, aber W.D. hat mehr für Beliebtheit und Profil der TAZ getan als all die ausgewogenen Bravschreiber, die Sie offenbar lieber lesen. Ein bedeutsamer Autor, jahrelang nicht eben erfolglos im Blatt tätig, stellt seine Arbeit für die TAZ ein – und die Redaktion nimmt nicht einmal Stellung dazu? Der Leser muss sich alles aus dunklen, tachelesfreien Blog-Andeutungen zusammenreimen? Ein schöner Service!
Noch was: ja, Persönliches darf in eine Satire. Schade, dass Sie offenkundig so wenig davon verstehen, Mary, sonst könnte man an Heine/Platen erinnern und dergleichen.
Lieber Herr Ringel, liebe Mary, woher nehmen Sie das Recht zu bestimmen, was mich zu interessieren hat? K.