vonSchröder & Kalender 18.10.2012

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

Mehr über diesen Blog

***
Der Bär flattert in nördlicher Richtung.
***
Erst heute erfahren wir, dass am 10. Oktober 2012 Horst Peisker starb, dessen erstes Buch 1980 bei März erschien. Karl Corino schrieb in der Neuen Zürcher Zeitung: »Das Buch, mit dem er im April 1980 die Szene betrat, hiess schlicht ›Maniac‹. Einen Klappentext und Angaben zum Autor gab es nicht – es stand alles in diesen 150 Seiten. Der Maniac war der Autor, wenn nicht zu hundert Prozent, dann zu irgendetwas in den Neunzigern. Eine wüste Kindheit in Franken während des Zweiten Weltkriegs und danach, Abendgymnasium in Frankfurt, Organisation der ersten Sex-Messen in Deutschland, vorübergehender Reichtum, der zerrann, wie er gewonnen war. Grosse Bildkraft. Dann eine lange, tragische Liebesgeschichte mit einer Bad Homburger Verlegertochter, die mit dem Selbstmord der jungen Frau endete. Kein Zweifel, hier war ein Kraftkerl am Schreibwerk, einer der trinken konnte wie ein Berserker, der boxte und liebte. Aber auch einer mit hoher sprachlicher Begabung, gesegnet mit einer Bildkraft, die an Céline erinnerte oder an Bukowski. Peisker schrieb «mad authentics» (wie der Titel einiger Erzählungen lautete), ganz gleich, in welchem Genre er sich bewegte, sei es Prosa oder Lyrik …«

»Peisker«, war einmal in der FAZ zu lesen, »schreibt die meisten seiner Zeitgenossen glatt an die Wand.« Aber das war ihm eher peinlich, zumal Gedichte nicht aus Rivalitäten und Vergleichen leben. »›Herbst‹ ist eines der schönsten neuen Gedichte, die ich kenne«, schrieb Hans-Klaus Jungheinrich in der Frankfurter Rundschau. Und im Hessischen Rundfunk urteilte Karl Corino: »In Peiskers Frankfurter Texten sehe ich die Tradition der Ballade hinreißend und in neuer Form wiederbelebt.« Der Dirigent Nikolaus Harnoncourt schrieb ihm: »Ihre Gedichte haben mich sehr beeindruckt. Ich bin überrascht, daß ich davon vorher noch nichts gehört habe.«

Und noch ein Zitat, dieses Mal von mir (JS): »Es gibt keinen in Deutschland, der solche Poesie Noir authentischer schreibt. In Horst Peiskers Texten ist eine melancholische Härte wie in Brinkmanns Spaziergänge durch das häßliche Köln.«

Horst Peisker: ›Maniac‹. Leinen, 156 Seiten, (8°). Umschlaggestaltung: Jörg Schröder. März Verlag, Jossa 1980. Copyright März Verlag

Horst Peisker: ›Maniac‹. Leinen, 156 Seiten, (8°). Umschlaggestaltung: Jörg Schröder. März Verlag, Jossa 1980  (Die März-Ausgabe ist nur noch antiquarisch erhältlich.)

* * *
Peisker-1, Horst Peisker: ›Maniac‹.  Copyright März Verlag

***
Peisker-2, Horst Peisker: ›Maniac‹.  Copyright März Verlag
***
Horst Peisker: ›Maniac‹.  Copyright März Verlag
***
Horst Peisker: ›Maniac‹.  Copyright März Verlag
***
IX
TAGESBEFEHL. Mein Bruder zupfte mich am Ärmel. Er sagte: »Da drüben läuft er.« Ein steiermärkischer

 

Horst Peisker: ›Maniac‹.  Copyright März Verlag
***
Horst Peisker: ›Maniac‹.  Copyright März Verlag
***
Horst Peisker: ›Maniac‹.  Copyright März Verlag

***
Horst Peisker: ›Maniac‹.  Copyright März Verlag
***
Horst Peisker: ›Maniac‹.  Copyright März Verlag
***
Tagesbefehl von Horst Peisker (Autor), Helmut Qualtinger (Erzähler)
›Tagesbefehl‹ von H.L. Stein, das ist Horst Peisker (Autor), Helmut Qualtinger (Erzähler)
***
(HP / BK / JS)

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/schroederkalender/2012/10/18/poesie-noir/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert