vonErnst Volland 07.07.2016

Vollands Blog

Normalerweise zeichnet, schneidet, klebt Ernst Volland, oder macht Bücher. Hier erzählt er Geschichten.

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Berliner Mauer Provisorisch, aber mit brutalem Willen
Die verriegelte Stadt: Eine Berliner Ausstellung dokumentiert die Mauer, als sie noch aus Gartenzäunen, Fischreusen, Leitern und Pappe bestand.
06.07.2016, von Regina Mönch
Glienicke/Nordbahn, Jungbornstraße: die Menschenjäger auf der Wacht, im Visier die westliche Stadt hinter Stacheldraht. Bildlegende Foto.
Menschenjäger?

…Die Behauptung, Russland wolle ein Nato-Land militärisch angreifen ist abwegig. Hinter dieser Lüge steckt eine Absicht….
Aus dem Leserbrief von Dr. Hans-Joachim Schemel, Süddeutsche Zeitung 7. Juli 2016

Angela Merkel verspricht den östlichen Nato-Mitgliedstaaten “eine sehr viel stärkere Präsenz” der Nato.
Die Welt 18. 4. 2014

In einer Apotheke reiche ich mein Rezept einer Dame hinter dem Tresen. Ich komme gerade aus der Arztgemeinschaftspraxis im gleichen Haus. Auf dem Tresen liegt ein Display: Ich lese die laufende Zeile… Guten Morgen, es bedient Sie…. Da ich mit dem Fahrrad ohne Tasche bin, bitte ich um eine kleine Tüte für die Medikamente. Antwort: „Die gebe ich Ihnen ungern.“ Die Dame nimmt aus ihrer Schublade von einem Stapel Plastiktüten (solide, nicht wie beim Türken) eine komplett mit Werbung bedruckte heraus. „Wie gesagt ungern, sie ist nämlich aus Plastik.“ Ich: „Warum geben Sie mir diese denn, ich möchte eine Papiertüte.“ Sie: „Die haben wir nicht.“ Ende des Gesprächs mit einer Apothekerin.

„Die Welt ist durch den Sturz Saddam Husseins ein besserer Ort geworden.“
Antwort auf die Vorwürfe seiner Schuld am Irak Krieg, vorgetragen von der Chilcot-Kommission, London.
Tony Blair, Labour Party, Juli 2016

„Tony Blair ist in den Irakkrieg gezogen, obwohl keine Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden wurden.“
Deutschlandfunk, 7. Juli 2016 9 Uhr
Müsste es nicht eher heißen: T.B. ist in den Irakkrieg gezogen, weil sich dort angeblich Massenvernichtungswaffen befanden, die jedoch gar nicht existierten. Sie sind vom BND, dem britischen und dem amerikanischen Geheimdienst erfunden worden)

Cafè in Kreuzberg. Eine behinderte Frau im Rollstuhl kommt mit Begleitung an den Tisch. Die Begleitung geht ins Innere und bestellt. Ein vor Ort bekannter Motz Verkäufer geht vorbei und fragt auch die Frau im Rollstuhl, ob sie ihm etwas Geld geben könnte. „Nein, aber Sie können ein paar Erdbeeren haben.“
Vor ihr auf der Ablage des Rollstuhles steht eine Schale reifer Erdbeeren in einer durchsichtigen Plastiktüte. Der Motz Verkäufer zögert. „Kein Geld, OK, dann die Erdbeeren, geben Sie her, wirklich kein Geld?“ „Ich kann mich nicht bewegen, nur den Mund, Sie müssen sich die Erdbeeren schon selbst nehmen.“
Sein Blick geht von den Erdbeeren auf den Kopf der Frau, die nur in eine Richtung schauen kann. „Nee, dann ein anderes Mal.“

„80 Prozent unseres Geschäfts sind Sportwaffen. Wir stellen auch handgravierte Jagdgewehre her. Von den übrigen 20 Prozent geht ein Großteil an offizielle Stellen und die Polizei. Darauf bin ich stolz, denn der Staat hat das Recht, Waffen zu besitzen und seine Bürger zu schützen. Natürlich kann eine Waffe in fremde Hände geraten, das ist sicher nicht unsere Absicht. Wir legen Wert darauf, an die“good guys“ zu verkaufen.“
Frau „Umberta Gnutti Beretta über das Christo-Werk vor ihrer Haustür, die Betreuung von Stars und die Moral von Waffen.“
Frankfurter Allgemeine, 1. Juli 2016
Die Familie Beretta stellte für das Kunstprojekt „Floating Piers“ von Christo , ihre Insel Isola di San Paolo zur Verfügung. Außerdem erfährt man im ganzseitigen Interview, welche guten Kontakte die Familie Beretta zu den Größen der Gegend (Bürgermeister etc) pflegt, wie gern die Bevölkerung seit Jahrhunderten für die Waffenfabrik arbeitet, welche Hollywoodstars von Frau Beretta persönlich auf ihrer Insel während der Kunstaktion von Christo herum geführt wurden, in welchen Kunstgremien sie sitzt und welche Kunst sie vorwiegend kauft. Frau Beretta engagiert sich in der Krebsforchung und sammelt Geld für HIV-kranke Kinder.
Die Beretta Pistole wird von der amerikanischen Armee und der italienischen Polizei verwendet. Jahresumsatz 623 Mill. Euro, 2014. Neben Pistolen, werden Gewehre und Maschinengewehre hergestellt.

Schon fast vergessen:
Im britischen Parlament schreit der konservative Premierminister David Cameron den Führer der Labour Party, Jeremy Corbyn an: „For heaven’s sake man, go!“
Verkehrte Welt, absurd, dreist und mehr. Figuren wie Cameron sind verantwortlich für die sozialen Spaltungen, die ja Corbyn gerade durch eine humanere, sozialere Politik verändern will.

Mit dem Fahrrad zum Potsdamer Platz. Ein vollbesetztes Taxi, die Fahrerin schneidet meinen Vorfahrtsradweg einen Meter vor meinen Reifen, bleibt direkt vor mir auf dem Radweg stehen und fährt dann ohne Kommentar weiter. Ich habe mir defensives Fahrradfahren auferlegt und angewöhnt, doch in solchen Fällen möchte man schon einfach auf das Taxi drauf fahren, mit dem Satz im Hinterkopf, den mir ein Taxifahrer einmal gesagt hat: Fahrradfahrer? Oh, da muss ich höllisch aufpassen, jeder Richter gibt dem Fahrradfahrer Recht, egal ob er Schuld hat oder nicht.

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