Auf betterplace.org entsteht mit „sozialem“ Crowdfunding im Westjordanland ein Kino. Das schafft nicht nur Arbeitsplätze, sondern hilft auch den Menschen ihrem Alltag einen Film lang zu entfliehen.
Jenin, Februar 2008. Während eines Abendspaziergangs reden Ishmael, Markus und Fakhri über die Kraft des Dokumentarfilms. Zueinander und zu dem Thema gefunden haben sie über die traurige, aber großherzige Geschichte von Ishmael: 2005 erschießen israelische Soldaten seinen Sohn, doch statt ewigem Hass zu erliegen, gibt Ishmael die Organe seines Sohne zur Spende frei und rettet dadurch vier israelischen Kindern das Leben. Darüber dreht Markus den Film „Das Herz von Jenin“ und der Jurist Fakhri steht dem Team als Übersetzer zur Seite. Markus zeigt den Film im Jeniner Flüchtlingslager, in dem Ishmael mit 12.000 weiteren Flüchtlingen lebt. Erst mit dem Film verstehen die anderen palästinensischen Flüchtlinge, welch großes Herz Ishmael hat, die Organe seines Sohnes an die Israelis zu spenden. Der Spaziergang führt die drei an der Ruine des alten Kinos von Jenin vorbei. In den 60-er Jahren wurde hier das imposanteste Kino von Palästina gebaut, doch mit der ersten Intifada 1987 rollt eine Welle der Zerstörung über das Land und auch das Kino in Jenin bleibt nicht verschont. Wäre es nicht wunderbar, wenn man die Menschen hier wieder professionell und im großen Stil mit Filmen begeistern könnte? Welch eine Vision!
Doch zwischen Vision und Wirklichkeit, zwischen Ruine und Wiedereröffnung tut sich ein Graben auf, dessen Überwindung mehrere Hunderttausend Euro kostet. Alleine lässt sich die notwendige Brücke nicht schlagen, doch der Zufall führt Markus wenige Monate später zu betterplace.org. Auf einer seiner Premieren, bei denen er seinen Film und sein Projekt Cinema Jenin anpreist, trifft er jemanden, der jemanden kennt, der Joana Breidenbach kennt. Joana ist Mitgründerin von betterplace.org und nach dem Telefonat mit Markus von der Idee, das Kino in Jenin wieder aufzubauen, begeistert. Schnell merkt Joana: das Projekt Cinema Jenin ist ein klarer Fall für betterplace.org. Von nun an tritt das Gespann betterplace.org und Cinema Jenin bei verschiedenen Veranstaltungen auf. Während der eine mit seinem Film beeindruckt und für sein Projekt wirbt, überzeugt betterplace mit der innovativen und unkomplizierten Möglichkeit zu helfen.
betterplace.org ist die größte Online-Spendenplattform in Deutschland
Über betterplace.org können Hilfsprojekte direkt, transparent und nachvollziehbar unterstützt werden. Wie das Cinema Jenin kommen die Projekte aus der ganzen Welt, aber auch aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Jeder Nutzer – ob als Einzelperson oder Unternehmer – entscheidet selbst, welches Hilfsprojekt er wie unterstützen möchte: mit einer Geld- oder Sachspende, mit freiwilliger Mitarbeit oder Know-how. betterplace.org leitet alle Spendengelder zu 100 Prozent an die projekttragende Organisationen bzw. den projektverantwortlichen Nutzer weiter.
Viele Menschen unterstützen auf betterplace.org gemeinsam mit kleinen Beträgen soziale Hilfsprojekte. Durch „soziales“ Crowdfunding finanzierten betterplace-Nutzer den Wiederaufbau des alten Kinos in Jenin. Das Cinema Jenin ist so zum Symbol für friedlichere Zeiten im Zentrum des palästinensischen Widerstandes geworden. Das Internet bringt Transparenz und Nachvollziehbarkeit in den Spendenprozess, erleichtert die technische Abwicklung und vor allem wird eine deutlich jüngere Zielgruppe an Spendern erreicht. Auf betterplace.org kann der Unterstützer langfristig und multimedial verfolgen, welchen konkreten Unterschied sein Beitrag bewirk. Besonders begeisterte Unterstützer wechseln von der Online- in die Offline-Welt, fahren zum Beispiel nach Jenin und packen bei der Renovierung des Kinos mit an.
Das Vertrauensnetzwerk „Web of Trust“
Wer Unterstützung anbietet, soll vertrauen können. Dafür gibt es das „Web of Trust“. Das „Web of Trust“ bildet sich um jedes vorgestellte Hilfsprojekt und besteht aus verschiedenen Akteuren, die auf betterplace.org über ihre Erfahrungen mit dem „Projektverantwortlichen“ – also dem Menschen, der das Projekt auf betterplace.org registriert hat – und seinem Projekt berichten. Mit dem „Web of Trust“ entsteht nach und nach ein differenziertes und sich selbst regulierendes Bewertungssystem für jedes Projekt. Es hilft Missbrauch zu verhindern, steigert die Effektivität von Projekten und ermöglicht allen Unterstützern eine gezielte Auswahl nach eigenen Kriterien.
Auf betterplace.org wurde für den Wiederaufbau des Kinos ein Bedarf nach dem anderen erfüllt und parallel zu den virtuellen grünen Balken wuchs in Jenin das reale Gebäude zu neuem Glanz. Im August 2010 öffnete das Kino für die Menschen aus Jenin und Umgebung seine Türen: nur gut zwei Jahre nach der Initiierung wurde das Projekt durch die Beiträge der Internet-Community ermöglicht. Die Renovierung der Kinostühle ist dutzendweise finanziert, auch das Gehalt für den Projektmanager in Jenin sichern die Unterstützer regelmäßig über betterplace.org.