Lebensmittelpreis-Index der FAO Es ist wieder soweit: Steigende Preise für Mais (+60%), Weizen (+43%), Soja (+45%) Öl und Zucker lassen die globalen Lebensmittelpreise in die Höhe schnellen. Für Reis ist eine Preisexplosion glücklicherweise bisher ausgeblieben. Der globale Lebensmittel-Preisindex hat dennoch die Rekordwerte des Hungerjahres 2008 erreicht. Wer 60 bis 70 Prozent seines Einkommens für das tägliche Brot aufwenden muss, sieht harten Zeiten entgegen. In Indien, Afrika, China, Indonesien wo hunderte Millionen Menschen an der Schwelle zur Armut leben, trifft es vor allem die Armen in den Städten. Preissteigerungen zwischen 10 und 50 Prozent sind für sie eine Katastrophe. Die Revolten im besonders importabhängigen Algerien und Tunesien sind ein Vorgeschmack darauf was in den kommenden Monaten wohl in vielen Regionen der Welt bevorsteht.
Die Deutsche Bank warnt: Hitze und Dürre in Russland und Lateinamerika, Überschwemmungen in Australien, Folgen von „El Nina“, dem globalen Wetter-Gegenstück zu „El Nino“, gepaart mit gestiegenen Ölpreisen unverminderter Spekulation an den Rohstoffbörsen haben alle Zutaten für einen „perfect storm“ auf dem Lebensmittelmarkt zusammenkommen lassen.
Der indische Premierminister Singh hat am Dienstag eine Sondersitzung des Kabinetts zu den Lebensmittelpreisen einberufen, die um 18% gestiegen sind. In China (+11%) zeigte sich Premier Hu Jintao bei armen Familien und versprach im Radio stabile Preise während der UN-Beauftrage für das Recht auf Nahrung, de Schutter, die chinesische Regierung aufforderte auf eine nachhaltigere Landwirtschaft zu setzen.
Dass das Weltlebensmittel Nr.1, Reis dank guter Ernte und ausreichender Vorräte bisher nicht von dem neuen Preisanstieg betroffen ist, sondern nur moderate Steigerungen erlebte, ist die gute Nachricht. Einer der Gründe hierfür ist, dass Reis dank der staatlichen Politik der asiatischen Hauptproduzenten nicht in gleichem Masse für spekulative Käufe zur Verfügung steht, ein anderer, dass er nicht für die Sprit- und Energieproduktion eingesetzt wird.
Jetzt wird sich zeigen welche Lehren die Regierungen aber auch die internationalen Institutionen aus der Hunger-Katastrophe 2008 gezogen haben und ob die Empfehlungen wie Steigerung des Selbstversorgungsgrades, Anlegen von nationalen Nahrungmittel-Reserven und Diversifizierung der Versorgung gegriffen haben oder nicht.
Fest steht, dass der Hunger der Tanks und der Energiewirtschaft nach Agrar-Rohstoffen in den vergangenen beiden Jahren erheblich zugenommen hat. Steigende Ölpreise, vor allem aber massive Subventionen für die Produktion von „Agro-Sprit“ in den USA und der EU haben die Gewichte zugunsten der Tanks und gegen die Teller verschoben. Ethanol wird gegenwärtig 30% über dem Vorjahrespreis gehandelt. Vor wenigen Wochen erst beschloss die Bundesregierung, den Beimischungszwang von „Bio“-Kraftstoffen im Sprit von 5 auf 10% anzuheben. Ohne massive Importe aus Übersee ist dies nicht realisierbar und die Nachfrage der Ölmultis ist für Bauern von Brandenburg und Niederbayern über die USA bis Malaysia und Brasilien ein sichereres Geschäft als der schwankende Lebensmittel-Markt.
Die FAO, die für das vergangene Jahr einen Rückgang der Zahl der Hungernden um 80 Millionen Menschen verkündet hatte, wird in diesem Jahr höchstwahrscheinlich wieder eine Zahl oberhalb der Grenze von einer Milliarde Hungernder verzeichnen. Hier ist ein Video , in dem ihr Sprecher die Lage aus ihrer Sicht der beschreibt.