vondorothea hahn 13.01.2010

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“Europa geht es besser als Amerika. Stimmts?”. Die junge Frau stützt sich auf den altmodischen Staubsauger, den sie aus dem Auto ins Haus getragen hat. Ihre Kollegin hat Eimer, Besen und Feudel mitgebracht. In Windeseile arbeiten sich die beiden durch die drei Stockwerke des Reihenhauses in Adams Morgan, ein schickes Mittelschichtquartier von Washington DC. Sie entfernen den sichtbaren Dreck. Wienern die Holzdielen. Werfen die große Wasch-und-Trockenmaschine an, die in jeden US-Haushalt gehört.  Leeren die Mülleimer.  Und sind nach weniger als einer Stunde wieder verschwunden.

Die beiden Frauen kommen aus Brasilien und Guatemala. In der US-Hauptstadt haben sie ein Kleinstunternehmen gegründet. Als Putzkolonne ziehen sie durch die Wohnungen und Häuser jener, die die Politik, den Lobbyismus und den Journalismus im Herzen der Weltmacht machen. Das Werkzeug bringen sie selbst mit.

“Das Leben hier ist einfacher und sicherer als bei uns”, sagt die Brasilianerin. Sie ist als Kind nach Washington gekommen. Hat fast ein Vierteljahrhundert in den USA hinter sich. Und weiß, daß sie voraussichtlich nicht mehr zurück gehen wird. “Das Einzige, was mir hier nicht gefällt, ist die Gesundheitsversorgung”, sagt sie: “die ist in Brasilien einfach viel besser.”

Auf dem großen Arbeitsmarkt für Küchen- und Haushaltshilfen hat die Brasilianerin Menschen aus ganz Lateinamerika, aus Asien und aus Afrika getroffen. Aber niemanden, der aus Deutschland oder Frankreich kommt, um in Washington DC zu putzen. Ihre Schlußfolgerung ist einfach: Die Krise hat Europa verschont.

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