von 06.07.2010

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Hier gibt es gutes Wetter, XXL-Esser können jedoch schon mal den Regenschirm auspacken (Foto: complize/photocase.com)

Höher, schneller, weiter, größer: Platz nach oben ist immer. Und größer als groß ist zurzeit total angesagt: XXL-Hotels, XXL-Luxusdampfer und XXXL-Möbelhäuser machen uns das Leben schöner. Dank der XXL-Erlebnisgastronomie ist dieser Trend auch schon auf unseren Tellern angekommen – denn in unseren Mägen ist ja auch jede Menge Platz.

XXL-„Tempel“ servieren Hamburger groß wie Pizzen und Schnitzel groß wie Wagenräder. In immer mehr gutbürgerlichen Restaurants werden riesige Fleischportionen für kleines Geld aufgetischt. Und die Menschen kommen in Scharen. In manchen Restaurants muss der Fleischliebhaber bis zu vier Wochen im Voraus einen Tisch reservieren, um in den Genuss eines XXXXL-Schnitzels oder eines 1,2 kg Rumpsteaks zu kommen. Masse statt Klasse – und das Schnitzel ist erst dann groß genug, wenn der Teller unter dem Fleischlappen verschwindet.  Was aber ist so toll am Überfluss, am Mega Burger und am XXL-Schnitzel?

Der Ursprung liegt sicher im Land der Hot-Dog-Wettessen und der Mega-Spar-Menüs: den USA. Und was aus den USA kommt, findet der gemeine Deutsche ja ziemlich cool. Möglicherweise sind Männer empfänglicher für diesen Kult als Frauen. Und obwohl im deutschen Fernsehen gesundes Kochen auf allen Kanälen propagiert wird, gilt im Restaurant oft noch die Grabbeltischmentalität: 1,2 kg Schnitzel mit Pommes für schlappe 13,- Euro – ein wahres Schnäppchen! Und das macht bekanntlich immer glücklich.

Geiz ist immer noch geil. Und ein so ein halbes Schwein ist ja auch ein Statussymbol: Stolz kann man(n) am nächsten Tag den Kollegen erzählen, was man alles in sich hinein geschaufelt hat und wie schlecht es einem danach ging. Aber immerhin sah der Tischnachbar im Vergleich ziemlich alt aus. Und während abends auf der Couch die eingepackten Schnitzelreste vom Vorabend geknabbert werden (alles ging eben doch nicht rein), sucht im Privatfernsehen ein wohlgenährter Glatzkopf den größten Christstollen, die längste Bratwurst und das ekligste Essen der Welt. Und stimmt sich so schon einmal mental auf die nächste kulinarische Herausforderung ein…

Text: Thea Anders

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