Der gechasste Radio-Journalist Juan Williams hat bereits einen neuen Vertrag. Der Fernsehsender Fox, will ihm 2 Millionen Dollar in den kommenden drei Jahren zahlen.
Das ist die Belohnung für einen Auftritt von Williams als Gast bei Fox. Am Montag hat der Noch-Radio-Journalist dort erzählt, dass er „nervös“ wird, wenn er in einem Flugzeug sitzt und muslimisch gekleidete Leute in die Maschine kommen. Sein Gastgeber Bill O’Reilly lächelte zufrieden. O’Reilly hatte sich Mitte Oktober selbst mit einem islamophoben TV-Auftritt in die Schlagzeilen gebracht, als er in der Talkshow „The View“ erklärte: „Muslime haben uns am 11. September getötet“ (O’Reillys Provokation findet sich ab Minute 05:50 hier: „muslims killed us on 9/11“ ).
Das öffentliche Radio NPR, schickte Williams am übernächsten Tag die Kündigung. „Wir haben ihm vertraut, damit er Nachrichten analysiert“, begründet NPR-Chefin Viviane Schiller den Rausschmiss: „nicht, damit er seine persönliche Meinung verbreitet.“
Für den privaten TV-Sender Fox ist Williams eine Trophäe, die sich sehen läßt: Der Sender schmückt seine Belegschaft aus politisch mehrheitlich weit rechts stehenden und überwiegend weißen MitarbeiterInnen mit einem Afroamerikaner, der sich einen Namen mit Büchern über die Bürgerrechtsbewegung gemacht hat.
Wenige Tage vor den Halbzeitwahlen schlachten der Sender – und mit ihm zahlreiche Persönlichkeiten aus dem republikanischen Spektrum – die Affaire-Williams politisch aus. Unter anderem verurteilen Sarah Palin (Ex-Gouverneurin von Alaska und Star der Tea-Party-Bewegung) sowie Newt Gingrich (Ex-Gouverneur von Arkansas und Kopf der „konservativen Revolution“ der 90er Jahre) die „Verletzung der Meinungsfreiheit“ in dem öffentlichen Radiosender NPR. Sowohl Palin als auch Gingrich stehen bei Fox auf der Gehaltsliste. Fox-Moderator O’Reilly seinerseits verlangt, dass dem „linksradikalen Radiosender“ (er meint NPR) die Subventionen entzogen werden. Auch einige moderate US-AmerikanerInnen, wie die Schauspielerin Whoopi Goldberg, kritisieren die Entlassung von Williams.
In der Affaire prallen zwei gegensätzliche journalistische Schulen aufeinander prallen. Da ist die angelsächsische Tradition, die versucht, Reportage und News-Analysis einerseits und Kommentar und Kolumne andererseits strikt voneinander zu trennen. Dafür stehen Radiosender wie NPR, aber auch Printmedien wie die New York Times und die Washington Post. Auf der anderen Seite finden sich extrem meinungslastige Medien, die gar nicht erst den Versuch machen, zwischen Information und Kommentar zu trennen. Herausragende Beispiele dafür sind der 1997 gegründete Fernsehsender Fox, und das Netz von Privatradios, das den Radio-Talk von Rush Limbaugh und anderen rechten Ideologen bis in die entlegensten Winkel der USA überträgt.
Für O’Reilly ist Präsident Barack Obama ein „Kommunist“. Sein TV-Kollege Glenn Beck (der im August eine große Demonstration der Tea Party in Washington organisiert hat) schafft es, die Politik der demokratischen Regierung mit dem NS-Regime zu vergleichen. Und im Radio wechselt Limbaugh übergangslos zwischen Bibelzitaten und persönlichen Attacken gegen demokratische PolitikerInnen hin und her.
Nichts wäscht die Köpfe im tiefen Amerika erfolgreicher: Fox ist heute der meistgesehene TV-Sender im Land.