von 16.02.2011

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Was haben PET und Origami mit Mode zu tun? Ein japanischer Designer zeigt es (Foto: Corinna Klingler)

Quizfrage: Wie viel Prozent an synthetischen Fasern werden durchschnittlich in unserer täglichen Kleidung verarbeitet? Zuerst einmal: genug. Denn neben der guten alten Baumwolle finden sich schon lange auch alle Arten von Kunststoffen im Textilgewebe: Nylon, Viskose, Polyacryl – um nur ein paar zu nennen. Doch was Modeschöpfer Issey Miyake mit seiner neusten Kollektion geschaffen hat, übersteigt jegliche Vorstellung künstlicher Garderobe.

Schon zu seinen modischen Anfangszeiten war Issey Miyake, der einst in Tokio Kunst, dann Grafikdesign studierte, ein Fall für sich: Inspiriert von Architektur, Kunst und Technik präsentierte er der Öffentlichkeit bereits in den frühen Siebziger Jahren in New York und Paris seine ungewöhnlichen, dennoch stilbewussten Kollektionen, die aus dem konventionellen Rahmen nur so herauspurzelten. Für die innovative Herstellungsweise und Bearbeitung seiner Entwürfe genießt er weltweit große Anerkennung.

Seine neueste Kreation komplettiert nun den technoiden Stil des 72-Jährigen. Die Linie mit dem Titel „132.5“ verbindet die traditionelle japanische Faltkunst Origami mit Spitzentechnologie. Auf den ersten Blick wirkt das Design relativ einfach. Doch die Zahl „3“ im Titel lässt auf mehr schließen: Sie steht für die dreidimensionale Komponente. Das Kleidungsstück lässt sich individuell entfalten und enthüllt dabei erst sein wahres Design. So werden Kleider, Röcke und Hosen erst beim Auseinanderziehen als solche wahrgenommen.

Der Clou des Projekts war die Zielformulierung: ein umweltverträgliches Gewebe herzustellen und aus diesem eine vollkommen neuartige Façon der Mode zu kreieren. Denn auf den ökologischen Aspekt legte Miyake großen Wert. Das bei der Produktion verwendete Material besteht zu 100 Prozent aus recyclefähigen Materialien, wie zum Beispiel PET-Kunststoffen. Außerdem wird beim Recyceln der Textilien 80 Prozent weniger Energie verbraucht als auf die herkömmliche Weise. Hergestellt und gefärbt wird der Stoff dabei ausschließlich in Japan. So wird auf den Import von Stoffen verzichtet, was die Umweltfreundlichkeit des Produkts unterstreicht.

Geplant und entworfen wurde das Konzept im hauseigenen, auf Forschung spezialisierten „Reality Lab“ des Designers: Der Informatiker und leidenschaftliche Origami-Bastler Jun Mitani und ein kleines Team an Designern vom „Miyake Design Studio“ arbeiteten gemeinsam an der Visualisierung des futuristisch anmutenden Projekts, das auf einem mathematischen Algorithmus basiert und am Computer gestaltet wird.

Innerhalb kürzester Zeit wurde Miyakes Kollektion ein großes Thema auf einigen Internet-Plattformen, die sich mit dem Thema ‚Ökologische Mode‘ befassen. Noch dieses Jahr werden die Stücke in ausgewählten Shops erhältlich sein, die einzig und allein für diese Linie eröffnet werden. Wie alltagstauglich die umweltfreundliche, dennoch künstliche Kollektion ist, wird sich sodann zeigen.

Übrigens: 2009 waren fast 80 Prozent der zu Kleidung verarbeiteten Fasern in Deutschland Chemiefasern.

Text: Jana Kopp

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