von 25.12.2010

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Tomaten auf Zeit – was die Pomodoro-Technik taugt (Foto: Sandra Breunig/Lizenz: by)

Es ist doch immer das Gleiche: Eigentlich müsste ich eine wichtige Aufgabe erledigen, doch das Umfeld lässt mich einfach nicht. So geht es mir auch mit dem Schreiben dieses Blogeintrags. Allein schon der Anfang fällt schwer, da meine Aufmerksamkeit ständig von ICQ, Handy und Outlook in Anspruch genommen wird, so dass selbst das Verfassen dieser ersten Zeilen gute fünf Minuten gedauert hat. Würde ich jetzt noch Facebook nutzen, wäre sicherlich alles vorbei. Schuld sind aber nicht zwangsläufig die verschiedenen Programme und Kommunikationswege, die meine Reize für sich beanspruchen wollen. Ich könnte sie ja auch einfach ignorieren. Das aber fällt schwer, weswegen ich immer wieder nach Möglichkeiten suche, meine Aufgaben koordinierter zu erledigen. Nun bin ich auf die Pomodoro-Technik gestoßen.

Das nach dem italienischen Wort für Tomate benannte Prinzip hat den Namen von seinem Erfinder Francesco Cirillo. Der Student suchte eine Möglichkeit, sich besser auf seine Aufgaben zu konzentrieren und verwendete einfach, was er gerade zur Hand hatte: einen Küchenwecker in Form einer Tomate. Aus diesem ersten Versuch entwickelte er die Pomodoro-Technik, die folgendermaßen abläuft: Alles beginnt damit, dass man sich 25 Minuten mit seiner Aufgabe befasst. Dabei darf man sich nicht von seinem Umfeld ablenken lassen. Ist dieser Zeitraum überstanden, darf circa fünf Minuten lang getan werden, worauf man gerade Lust hat. Ob das ein kurzer Meinungsaustausch über einen Messenger ist, das Anschauen lustiger Videos im Internet oder das entspannte Blättern in der Tageszeitung. Nach der Ruhepause geht es wieder zurück an die Arbeit, bis es nach 25 Minuten die nächste Entspannungsphase gibt. Nach dem vierten Durchlauf darf man sich auch eine längere Unterbrechung genehmigen. Im Prinzip handelt es sich bei der Pomodoro-Technik also um die “Alles abschalten, was ablenkt”-Methode. Doch durch die immer wieder eingestreuten fünf Minuten, in denen ich mich nicht meiner eigentlichen Aufgabe widmen muss, versprach ich mir viel davon.

Um mich auch komplett dem Tomaten-Prinzip hinzugeben, schaltete ich mein Handy aus, zog den Festnetzstecker und schloss alle Programme auf meinem Laptop, die eine Gefahr für den stringenten Ablauf bilden. Zusätzlich habe ich mich gleich von meinem WLAN getrennt, um die Versuchung so gering wie möglich zu halten. Das funktionierte aber leider höchstens zehn Minuten, dann ging mir die Stille auf die Nerven. Nach und nach trat all das wieder in den Vordergrund, was ich eigentlich vermeiden und nicht beachten wollte. Meine Aufmerksamkeit verlangte nach Abwechslung. Es wartet in der großen weiten Online-Welt aber auch so vieles auf mich, gefunden und genutzt zu werden. Und ein guter Freund hat sich noch immer nicht bei mir gemeldet, um vom gestrigen Abend zu berichten. Außerdem hat der News-Feed doch bestimmt auch wieder Interessantes zu bieten. Und wie geil ist doch mein aktueller Lieblingssong, der nur darauf wartet, zum wiederholten Male laut aufgedreht zu werden. Wie Sie sich jetzt sicherlich denken können, war mein Versuch mit der Pomodoro-Technik ein großer Reinfall.

Denn auch die beste Methode nützt nichts, wenn das eigene Arbeitsverhalten in ein strenges Gewand gezwängt werden muss, für das es viel zu chaotisch ist. Im Grunde ist sie eine sehr gute Idee, da sie sozusagen mit Zuckerbrot und Peitsche arbeitet. Aber mir persönlich sind die Abstände zwischen Pein und Süßem einfach zu groß. Ich brauche die Ablenkung, die auch oftmals in neuen Ideen oder Formulierungen mündet. Wer also wie ich eher der unkoordinierte Typ ist, wird auch mit der Pomodoro-Technik nicht glücklich. Menschen mit etwas mehr Struktur im Arbeitsablauf sollten den Tomaten aber eine Chance geben, denn sie bieten in der heutigen, ablenkungsreichen Welt durchaus Orientierung. Wenn man sie denn will. Oder überhaupt braucht.

PS: Während ich diesen Artikel schrieb, führte ich zwei Gespräche in ICQ, brachte mein Amazon-Verkäuferkonto auf den neuesten Stand, schaute mir Kim Jong-il an und hörte laut Musik.

Text: Pascal Hartmann

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