von 09.06.2011

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Dresden kommt gleich doppelt nach Berlin zur Radikalen Linken in die Alte Feuerwache gegenüber dem Springerhochhaus: durch die erfolgreiche Blockade des Naziaufmarsches 2010 und den Leiter des Tagungsblocks “Ziviler Ungehorsam und seine Grenzen”.

Der Erste Aktivist berichtet von ungewöhnlich großer Bereitschaft des Kirchenvolks zu Verweigerung und Blockade. Blockade brauche immense Vorbereitung, konkrete Themen für direkte Handlung und konkrete Bezugsgruppen für den einzelnen. 70 Prozent hätten kurz vor der Aktion noch keine, die “Ungehorsamen” dagegen aber Trainer, die die Bezüge untereinander professionell herstellen können und herstellen. Aber die Akzeptanz für den Regelbruch durch Ungehorsam habe seit Mitte der 80 er generell stark abgenommen – und der harte Polizeieinsatz zu. Arbeiterklasse als Ort von Verweigerung gibt es nicht mehr.

Zieht euch vernünftige Hosen an, wenn ihr vor die Fabrik geht, und behaltet Eure Identität, sagte der Zweite Aktivist in Richtung Linksradikale, sonst fallen wir zurück zu den K- Gruppen. Und: den neuen Ort, G – G`, den Finanzmarkt, kennen wir noch gar nicht.

Das Netzwerk “Marx 21” ist der Motor der Radikalen deutschen Linken. Er “brummt” in allen Marxismus – Veranstaltungen durch Referenten, Unterstützer und Werber. Sie sehen die Naziblockade als ihren größten greifbaren Erfolg, die LINKE in die Aktion, an die Bürger und in Richtung eines Sozialismus von unten zu bringen. Blockade, so die MdB der Linken, sei nicht alles und habe gegen Banken und Sozialabbau nicht funktioniert. Sozialdemokratische Sozialpartnerschaft sei das herrschende Bewusstsein der Menschen und das ändre keine stellvertretende und sich selbst radikalisierende Aktion. Da gebe es gute Erfolgschancen vor Wahlen bei konkreten Forderungen wie im Charite- Streik und in der kleinen Gemeinde Frankenberg gegen die Bundeswehr – Afghanistan – Rückkehrer Wir, sagt die MdB, müssen nicht nur nach wirksamen Aktionsformen suchen, sondern ernsthaft die Machtfrage stellen, denn rd. 40 Mio. Menschen produzieren heute immer noch den Reichtum ohne wirkliche Teilhabe, sind also doch wohl noch ausgebeutete Lohnarbeiter.

Die “Verweigerer” sind tatsächlich Profis, Fachleute mit ausgezeichneter Erfahrung, langem Atem und blitzenden Augen. Sie machen auf der Konferenz einen unabhängigen Eindruck, aber zeigen auch Wirkung: die Radikale Linke braucht sie mehr als Marx und das Ganze erinnert mich an den Streit um die Friedensbewegung. Ich höre Rudolf Bahros schneidende Analyse: die Parteien müssten raus, wenn der Frieden “rein” bleiben soll. Hier, bei “Marx- is- mus” scheint das keiner zu hören. Auch Marx fehlt. Er muss also nicht, wie seit eh im Marxismus.

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