„Ein kritisch hohes Niveau von Kriminalität, Cholera, häufige und gewalttätige Zwischenfälle in Port-au-Prince und in Provinzstädten, Fehlen angemessener Gesundheitsversorgung und begrenzter Schutz durch die Polizei.“
So beschreibt das US-Aussenministerium die gegenwärtige Lage in Haiti. Auf seiner –> Homepage schildert es sexuellen Missbrauch, Enführungen, Überfälle und Mord, die schon beim Verlassen des Flughafens der haitianischen Hauptstadt drohten. Das Ministerium in Washington rät „dringend“ von Reisen nach Haiti ab: Wer dort etwas zu erledigen habe, solle nur fahren, wenn es eine „volle Unterstützung von Organisationen mit solider Infrastruktur, Evakuierungsoptionen und medizinischer Unterstützung“ gebe.
Gleichzeitig hat die US-Regierung die nach dem Erdbeben vom Januar 2010 unterbrochenen Abschiebungen nach wieder aufgenommen. Im Januar schoben die Behörden die ersten 27 Personen ab. Ein Mann verstarb neun Tage später in Haiti. Wildrick Guerrier, 34, der bis zu seiner Abschiebung gesund war, bekam choleraähnliche Symptome in der mit 17 Personen gefüllten Gefängniszelle in Haiti, in der er seine letzten Tage verbrachte.
Am Freitag haben die US-Behörden – trotz dringender Appelle von Menschenrechtsorganisationen, Bischöfen und Anwälten – erneut 19 Menschen nach Haiti abgeschoben. Darunter junge Erwachsene, die nie in Haiti gewesen sind. Die meisten Abgeschobenen waren in den USA zu Gefängnisstrafen verurteilt. Unter anderem wegen kleiner Dorgendelikte.
Seit bekannt ist, dass die US-Behörden erneut nach Haiti abschieben, sind in Louisiana Gefangene, aus Angst in den Hungerstreik getreten. In Florida versuchen Mitarbeiter von Armen-Kliniken und von der Universität Miami weitere „Abschiebungen in die lebensgefährliche Situation“ zu verhindern: Unter anderem mit einem Appell an die interamerikanische Menschenrechts-Kommission.
Die US-Behörden für Homeland-Security wollen in diesem Jahr mindestens 700 Haitianer abschieben.