Das ist ein sogenanntes Tok-Tok, eine Art Motor-Rikscha: das Taxi der Armen in Ägypten. Vor allem auf dem Land und in den Armenvierteln Kairos ist das Tok-Tok inzwischen, dank des billigen Fahrpreises, eines der beliebtesten Verkehrsmittel geworden. Den Behörden sind die meist nicht lizenzierten verkehrsgefährdenden Gefährte allerdings ein Dorn im Auge.
In der Nildeltastadt Mansoura steht das Tok-Tok nun im Zentrum eines neuen Falles von Polizeibrutalität, wie die unabhängige ägyptische Tageszeitung Al-Masry Al-Youm berichtet. Laut dem Nadim-Zentrum, einer ägyptischen Menschenrechtsorganisation zur Rehabilitierung von Folteropfern, sollen zwei Polizisten den 18jährigen Tok-Tok-Fahrer Muhammad Salah Mahmud auf die Wache mitgenommen haben. Laut dem Nadim-Zentrum sollen die Polizisten Mahmud auf der Wache gefoltert haben, bevor sie ihn vom Balkon im vierten Stock des Gebäudes geworfen haben.
Laut Polizeiangaben war Mahmud im Rahmen einer Kampagne gegen die nicht registrierten Tok-Toks festgenommen worden. Die Polizei behauptet, sie habe gerade das Protokoll aufgenommen, als Mahmud darum bat, die Toilette benutzen zu dürfen, bevor er sich selbst vom Balkon gestürzt habe.
Das Nadim-Zentrum erklärt, dass Mahmud in das El-Salam Krankenhaus in Mansoura gebracht worden sei und zweifelt die Polizeiversion an. Laut einem ersten Bericht des Krankenhauses hatte Mahmud innere Blutungen, eine schwere Gehirnerschütterung, ein zerschmettertes Knie und Knochenbrüche an Armen und Beinen, sowie eine Schädelfraktur. Etwas viel für einen selbstmörderischen Sturz vom Balkon.
Laut internationalen Menschenrechtsorganisationen sind Prügel und Folter ein systematischer Bestandteil der Polizeiarbeit in Ägypten.
Erst in den letzten Wochen hat der Fall Khaled Saids in Alexandria Furore gemacht. Der junge Mann war nach Augenzeugenberichten am 6. Juni in Alexandria auf offener Straße von der Polizei totgeprügelt worden. Nach massiven öffentlichem Druck und einer Kampagne auf Facebook, wurden inzwischen zwei Polizisten in Zusammenhang mit dem Fall festgenommen. Unklar ist allerdings noch, für was sich die Polizisten verantworten müssen. Die Rede ist lediglich von Amtsmissbrauch, einer illegalen Verhaftung und Folter, nicht aber von Totschlag.
Zwei offizielle Autopsie-Berichte, laut denen Khaled ein Tütchen mit Drogen heruntergeschluckt habe und daran erstickt sei, werden von namhaften ägyptischen Gerichtsmedizinern in den Medien angezweifelt.