„Wir sind kein Erbstück mehr“,
riefen die Demonstranten diese Woche auf einer Protestveranstaltung für politische Reformen und gegen eine mögliche Übergabe des Präsidentenamtes vom 82jährigen Hosni Mubarak auf dessen 46jährigen Sohn Gamal Mubarak.
Ein historischer bedeutungsschwangerer Satz, hatte ihn doch der ägyptische antikoloniale Volksheld Ahmad Urabi im 19. Jahrhundert auf einer Demonstration gegen den damaligen monarchischen Herrscher, den Khediven Tawfik und dessen englische und französische koloniale Hintermänner ausgesprochen. „Ägypten den Ägyptern“, lautete Urabi Paschas poltischer Hauptslogan.
Wir sind kein Erbstück mehr: 130 Jahre später versammelten sich am gleichen Ort, dem ehemaligen Königspalast Abdeen erneut die Demonstranten. Aber diesmal verbrannten sie Bilder Gamal Mubaraks, um ihre Gegnerschaft zu einer Mubarak Dynastie zum Ausdruck zu bringen.
Selten hatte Kairo einen solchen, spezifisch gegen die Person Gamals ausgerichteten, Protest erlebt.
Die Polizei reagierte entsprechend, verprügelte und verhafte Demonstranten und nahm ein einigen Kameraleuten die Kassetten ab.
Das Ganze deutet darauf hin, dass die Lage in Ägypten vor den Parlamentswahlen Ende November weiter eskalieren könnte. Die brutale Reaktion der Polizei enthält eine Botschaft: wurden kleinere Demonstrationen für politische Reformen bisher oft toleriert, wohl auch weil sie vom Regime nicht als ernsthafte Gefahr angesehen wurden, scheint die Polizei nun die Order erhalten zu haben, dem Ganzen mit allen Mitteln einen Riegel vorzuschieben.
Trotzdem wird dies sicherlich nicht die letzte Demonstration gegen „Taurith“, gegen die Vererbung der Macht in Ägypten gewesen sein.
Dem Land am Nil stehen interessante aber auch turbulente Zeiten bevor.