vonsaveourseeds 29.07.2009

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180 Millionen Dollar Entschädigung zahlten die Herstellerfirmen des Kampfmittels „Agent Orange“, allen voran Monsanto und Dow Chemical, 1984 amerikanischen Kriegsveteranen um weitere gerichtliche Verfolgung abzuwenden. 1996 wurden deren Krankheiten auch von der US-Regierung als Kriegsschäden anerkannt und seither entschädigt. Die eigentlichen Opfer des Supergiftes in Vietnam dagegen sind erst kürzlich vor dem Supreme Court der USA erneut abgeblitzt. Am 10. August übergibt „SODI“, eine Entwicklungshilfeorganisation, die aus dem Solidaritätskomitee der DDR hervorgegangen ist und seit Jahrzehnten „Agent-Orange“-Opfer in Vietnam unterstützt, am Brandenburger Tor 20.000 Unterschriften zur Unterstützung der vietnamesischen Opfer.

Viele der Opfer sind Kinder und Jugendliche: Auch in der dritten Generation entfaltet „Agent Orange“ weiter seine verheerende Wirkung, weil es unter anderem das Erbgut schädigt. Dies war Monsanto und Konsorten bekannt und macht die Folgen des Giftes zu sehr viel mehr als sonst üblichen „Kollateralschäden“ aus Kriegseinsätzen. Doch die Verantwortung dafür will der Konzern, der Jahrzehnte lang versuchte, die wissenschaftlichen Belege für die Folgen des Giftes zu vertuschen und zu unterdrücken,  bis heute nicht übernehmen.

Sie käme ihn auch teuer zu stehen. Über 3 Millionen Opfer zählt die Vereinigung der Agent-Orange Opfer in Vietnam. Noch immer ist der Boden in weiten Teilen des Landes mit Dioxinen verseucht, die aus dem Kampfmittel stammen und sich nur extrem langsam abbauen. Krebs, Nervenleiden, Fehlgeburten, Missgeburten, Immunschwächen und viele andere Krankheiten sind die Folge – auch 40 Jahre nach dem Einsatz, bei dem insgesamt 80 Millionen Liter „Entlaubungsmittel“ über Vietnam, Laos und Kambodscha versprüht wurden.

DIe Unterschriftenliste von SODI ist weiterhin zur Zeichnung offen.

Mehr als Sie möglicherweise über die Rolle von Monsanto bei der Herstellung, dem Einsatz und der Vertuschung der Folgen von Agent Orange spielte, finden Sie u.a. in Marie Monique Robins Film „Monsanto, mit Gift und Genen“.

Hier noch eine ausführliche Dokumentation aus Vietnam von ABC Australia bei „journeyman.tv“ aus dem Jahr 2008.

P.S.

Wenn Sie auf Monsanto’s Webseite nach „Vietnam“ suchen, finden Sie die Adresse des dortigen Verkaufsbüros und eine aktuelle Geschichte über Stan Flasinksi, der angeblich vietnamesischen Kleinbauern hilft, Papaya vor einem Virus zu schützen. Erst am Ende der Geschichte finden Sie den Hinweis, dass seine Gentechnik-Papaya bisher nur in Hawai angebaut wird. Vergebens suchen Sie nach Hinweisen auf die Probleme, die die Gentechnik-Papaya den Bauern dort brachte und, dass das Konstrukt weltweit nur in den USA und Kanada zugelassen ist.

Agent Orange finden Sie auf der deutschen Webseite überhaupt nicht, auf der amerikanischen taucht das böse Wort dagegen noch bis 2008 in den amtlich vorgeschriebenen Informationen für Investoren unter „other ligitations“, andere Klagen, als ein Risikofaktor auf, dem allerdings keine besondere Bedeutung beigemessen wird. Es geht dabei um eine Klage von koreanischen Opfern des Einsatzes von Agent Orange in der demilitarisierten Zone entlang der Demarkationslinie.

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