Die Frage ist die: ist Ajax Amsterdam heute wirklich schlechter als 1965. Das, so berichteten wir, behauptete Johan Cruijff. Und die Ajax-Legende forderte gleich mal, dass bsw. Ajax-Direktor Rik van den Boog und Trainer Martin Jol abtreten sollten.
Die angesprochenen Männer schlugen gleich wieder zurück. „Traurig, ich kann ihn beinahe nicht mehr seriös nehmen“, konterte Rik van den Boog. Ihn stört vor allem, dass Cruijff nicht direkt mit der Direktion kommuniziert sondern über seine Kolumne in De Telegraaf. Martin Jol sagte, ja, es sei wahr, dass es momentan bei Ajax keine Aussenspieler gibt – aber man versuche, das irgendwie anders aufzufangen. „Ich denke, dass unser Publikum einigermaßen zufrieden ist.“
Interessant ist es, um sich mal die Zahlen anzuschauen. Jm Jahr 1965 wurde Ajax 13., vergangenes Jahr Zweiter und momentan steht Ajax auf Platz 1. 1965 verlor Ajax in Rotterdam beim späteren Meister Feyenoord 9:4 (!), am vergangenen Wochenende gewann Ajax 2:1 (und hätte viel höher gewinnen können). Die Zahl der Spieler, die bei Ajax selbst ausgebildet wurden und auch spielen, liegt in dieser Saison bei sieben bis acht – nicht vergleichbar mit damals, weil heute der Fußballmarkt viel zugänglicher für Ausländer ist, aber immerhin scheint Ajax damit zur erfolgreichen Strategie von Beginn der 90er zurück zu kehren. Ausserdem gewann Ajax die letzten 14 Spiele der vergangenen Saison und hat diese Saison noch nicht verloren.
Ich glaube, dass Johan Cruijff übertreibt und langsam rechthaberisch wird. Und damit den heute bei Ajax Verantwortlichen auf die Nerven geht. Aber natürlich hat er in einem Punkt Recht: bei Ajax hat man ein paar Jahre Geld zum Fenster rausgeworfen. Aber in dieser Saison wird manches wieder gut. Cruijff muss übrigens nicht befürchten, dass ihm seine Ehrenmitgliedschaft entzogen wird. Das hat van der Boog schon mal erklärt. „Natürlich nicht. Er ist der größte Ajacied aller Zeiten.“