vonChristian Ihle & Horst Motor 03.10.2007

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

Es wird ja irritierenderweise gerne alles mit dem Hype-Vorwurf belegt, was der NME gut findet, unabhängig davon, ob sich tatsächlich ein hypeverursachter Erfolg einstellt, der NME jetzt über das ihm übliche Maß hinaus loben würde – oder eben nicht (The Horros, The Rakes)… Die britische Band The Cribs sind jedenfalls das Gegenteil einer Hype-Band: bereits mit dem dritten Album im Gepäck ist die Dreimanngruppe der klassische Fall einer sich auf der Ochsentour durch den – wie der Engländer so schön sagt – toilet circus die Finger wund spielenden Band.

Im großen und ganzen haben The Cribs eigentlich auch nur einen Song, den sie seit drei Alben mit stetig steigender Perfektion darbieten. Auf dem Debüt klang alles noch sehr holprig und wenig zusammen hängend, das Zweitalbum „The New Fellas“ wurde fast überall unterschätzt, war aber eine Hitmaschine von Gottes Gnaden und auf Album Nummer Drei gelangt die Cribs’sche Automatik nun endgültig zur Vollendung.

Alex Kapranos von Franz Ferdinand stand hinter dem Produktionstischchen und hat es geschafft, den Cribs-Song kompakt zu machen ohne das den Cribs inhärente Chaos zu verlieren.

Das eigentlich erstaunliche bei diesem sowieso schon einfach guten Album ist jedoch das Ende. Entgegen des auch anfangs in diesem Text geäußerten Vorurteils, The Cribs hätten im Prinzip nur einen Song, den sie wieder und wieder aufnehmen, weisen die drei Lieder am Ende von „Men’s Needs…“ eine größere Bandbreite auf als der gesamte bisherige backcatalog. Der vorletzte Song „Ancient History“ ist der purste und schnellste Punksongder Band aus Wakefield und wird von dem direkt darauf folgenden Albumcloser „Shoot The Poets“, einem akustischen Singer-Songwriter-Song, noch in den Schatten gestellt. Überstrahlt wird aber alles von Track 10, „Be Safe“, für den The Cribs Lee Ranaldo von Sonic Youth gewinnen konnten, der über Gitarrenflächen, die auch von seiner Heimatband oder Pavement stammen könnten, ein spoken word Gedicht intoniert, das kurzum fantastisch ist und an das zweite Velvet Underground Album erinnert. Dass The Cribs dieses Wunder noch mit einem Refrain kombinieren, der direkt aus der besten Platte von Weezer, „Pinkerton“, stammen könnte, macht „Be Safe“ zum erstaunlichsten und, ja, besten Song des Jahres 2007. Ein Geschenk! (Christian Ihle)

Anhören!
* Be Safe
* Ancient History
* Shoot The Poets


Im Netz:

* Homepage
* Indiepedia
* MySpace

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/album-des-monats-august-platz-1-the-cribs-mens-needs-womens-needs-whatever/

aktuell auf taz.de

kommentare