Im Augenblick lohnt es sich Hiobsbotschaften zu sammeln über den Zustand der Autoindustrie.
Die Deutsche Bank hält General Motors für komplett wertlos und legt das Kursziel auf 0 fest.
Die drei großen amerikanischen Autokonzerne wissen nicht mehr wie sie die Krankenversicherungskosten für ihre 700.000 Pensionäre aufbringen sollen – 240.000 Beschäftigten geben sie heute Arbeit in den USA. Allein im Januar sollen 18 Milliarden Dollar für den entsprechenden Gesundheitsfonds fällig werden.
Gleichzeitig werden General Motors, Chrysler und Ford weniger wichtig in den USA. Sie machen nicht einmal mehr die Hälfte des amerikanischen Marktes aus. Und die gesamte US Autoindustrie ist noch verantwortlich für 2,3 Prozent des amerikanischen Sozialprodukts. 1990 waren es noch fünf Prozent.
Die drei großen Us-Hersteller beschäftigten im September noch 127.000 Arbeitnehmer an den Bändern – nach 151.000 zum Jahresbeginn. Bei den Zulieferern arbeiten noch 415.700 Arbeitnehmer nach 490.000 zu Jahresbeginn, berichtet das US-Arbeitministerium.
Allein seit 2000 hat General Motors die Zahl seiner gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer halbiert. Um das Lobbying hat man sich aber gut gekümmert. Zum Board des größten US-Autokonzerns gehören Erskine Bowles, Bill Clintons Stabschef, John Bryant, Fundraiser für Obama und Armando Codina, ein persönlicher Freund George Bushs, schreibt das Wall Street Journal.
Weil die Hummer-Fahrer von der General Motors Konzernzentrale in Detroit kein Geld mehr haben, soll Opel jetzt die Bundesregierung anpumpen. US-Experten wie der New Yorker Ökonom Edward Altman empfehlen Hilfen an Autokonzerne erst nach dem amerikanischen Konkurs nach Chapter 11 zu gewähren. Aktionäre müßten ihr Geld verlieren, Anleihenhalter Aktionäre werden und Tarifverträge neu verhandelt werden
Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz erklärt in der Presse, dass die Zentrale in Detroit sich mit fingierten Preisen eine zusätzliche Milliarde Dollar aus Europa geholt hat.
Der deutsche Versicherer Euler Hermes hält General Motors und Ford für so gefährdet, dass Automobilzulieferer die Bezahlung ihrer Rechnung durch die Konzerne bei Euler gar nicht mehr versichern lassen können.
Nicht ganz so dramatisch: BMW schickt seine Mitarbeiter für vier Wochen in Weihnachtsferien. Im Oktober hatte BMW acht Prozent weniger Autos verkauft als im Oktober des Vorjahres.
Bei Daimler sieht es schlechter aus. Im Oktober 2008 lagen die Autoverkäufe 18 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Bei der spritsaufenden S-Klasse lagen die Verkäufe um 30 Prozent niedriger, vom Smart wurden dagegen sogar 6,5 Prozent mehr verkauft.
General Motors hatte in den USA 45 Prozent weniger Autos verkauft.
Mit der vorausschauenden Weisheit der Börse ist es an dieser Stelle auch nicht weit her.
Vor einem Jahr, im Herbst 2007 blickten BMW, Daimler und VW offenkundig noch auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Die drei deutschen Autokonzerne hatten zwar zu Hause weniger Autos verkaufen können, aber Amerikaner und Chinesen sorgten für fröhliche Gesichter. Der BMW-Kurs war von 2006 nach 2007 um 25 Prozent gestiegen, der von Daimer um gut 80 Prozent und der von VW sogar um 150 Prozent. Daimler war damals 75 Milliarden Euro wert, BMW knapp 30 Milliarden und VW rund 45 Milliarden Euro.
Frau Prokop fuhr schon in den siebziger Jahren nicht mehr Auto. Wenn auch alle Chinesen Auto fahren wollten, das überlebt der Planet nicht, sagte sie damals.