Im November 1989 kam das Satiremagazin Titanic mit seinem bisher legendärsten Titelbild heraus: Zonen-Gaby im Glück.
Nachdem die Titanic das Titelbild in diesem Monat wieder einmal kopierte, versuchten auch wir bei der taz uns daran. Anlass war der Besuch von Kanzlerin Merkel in den USA. Damit sorgten wir für Verwirrung bei einigen Lesern. Merle Wieschhoff aus Köln schrieb uns:
Bei uns in Köln nennt man das, was „Zonen-Angie“ da zum Anbeißen findet „Berliner“ (und heißen die Dinger in Berlin nicht „Pfannkuchen“?) – ein „Amerikaner“ sieht bei uns aus wie eine durchgeschnittene fliegende Untertasse mit Zuckerglasur … Es lebe die Völkerverständigung!
Und Norbert Böckmann aus Bad Driburg meinte:
dass john f. als amerikaner auch ein berliner war,
das ist klar.
wenn jedoch einer meint, dass ein berliner auch gleich ein amerikaner wär,
so irrt sich der.eure titelseiten und -bilder sind mir (sonst) immer ein hochgenuss.
Beide Reaktionen hatten wir am Samstag als Leserbrief abgedruckt. Und promt folgten die Reaktionen von anderen Lesern, die heute als Leserbrief in der taz stehen. Hans-Jürgen Wentritt aus Erlangen meint:
Die beiden von euch veröffentlichten Leserbriefe sind entweder von viel zu jungen und/oder wahrscheinlich „Migranten aus dem Osten“ verfasst! Oder warum fällt den beiden nicht sofort bei dem Begriff „Zonen-Angie“ das Titanic-Heft November 1989 mit der „Zonen-Gaby“ und ihrer ersten Banane ein? Ein absoluter Klassiker auf dem Gebiet von Titelseiten! Wenigstens ist bei euch taz-Redakteuren noch genug Humor und Mut vorhanden, um Leser wie mich auch weiterhin zu begeistern!
Und Frank Behrens aus Hamburg schreibt:
Ich bekomme mich eigentlich im Laufe der (Lebens-)Jahre immer besser in den Griff , aber hier muss ich doch wieder einmal oberlehrerhaft daherkommen. Das kann ich nicht auf der taz sitzen lassen. Natürlich bezieht sich das Titelbild auf den legendären Titanic-Aufmacher aus den Jahren kurz nach der Wiedervereinigung, auf dem ein Fräulein mit Betonfrisur zu sehen war, fröhlich grinsend eine geschälte Gurke hochhaltend. Darunter stand: „Zonen-Gaby im Glück: Meine erste Banane.“ Wer das nicht kennt gehört zum Establishment. Wer dann noch einen Leserbrief schreibt, gibt einen aus. Für die Titelseitenmacher.
Auch hier in der taz gab es übrigens eine Debatte über den Titel. Kritiker fanden, es sei peinlich, einen uralten Titanic-Titel so plump und unlustig zu kopieren. Der Titel gehe in eine völlig andere Richtung als der Kommentar darunter oder die Seiten zwei und drei. Es handele sich um „Hihihi-Humor“, Merkel „Angie“ zu nennen und dieser ganze Quatsch. Gerade wenige Tage vor der Samstags-Ausgabe, mit der wir uns ausführlich über Ost-West-Themen befassen, würden wir uns mit so einem Titel einfach ins Abseits stellen. Dieser Titel zeige plakativ, dass die taz keine Ahnung von Angela Merkel habe. Andere Redakteure fanden den Titel dagegen witzig, überraschend und gelungen. Was meinen Sie? War dieser Titel der dritte Aufguss eines alten Witzes? War es eine Anspielung, die nur viel zu wenige Leser erkennen konnten und die für alle anderen nicht funktionierte? Oder haben Sie gelacht?