vonEva C. Schweitzer 09.11.2009

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Wo ist Philipp? Vor einer Woche habe ich mit Philipp, dem Fernsehblogger telefoniert, danach schickte ich ihm einen Vorschlag zur Güte, bloß, Philipp ist seitdem verschollen. Nun sitze ich hier wie der Regisseur von Days of our Lives, dem der Serienstar Joey Tribbiani alias Doctor Drake Ramoray in den Fahrstuhlschacht gefallen ist.

Also, hier ist das offer he can’t refuse: Philipp und seine beiden Mitblogger (die übrigens links zu solchen Seiten haben, also, so unkommerziell kann das wohl nicht sein) zahlen einen überschaubaren Betrag an eine gemeinützige Organisation, sagen wir hundert Euro. Mein Vorschlag wäre Amnesty International. Denn die promoten gerade zusammen mit dem Culture Project den Dokumentarfilm The Response über die Verhöre in Guantanamo Bay, mit Kate Mulgrew vom Raumschiff Voyager als bad guy – das passt also auch. Damit wäre, vorbehaltlich des Honorars meines Anwalts natürlich, die Sache erledigt. No hard feelings. Und wir haben alle zusammen einen guten Zweck unterstützt.

Gut, damit wäre die Daily Soap am Saisonende. Jetzt wäre es noch nett, wenn sich nicht jeder einzelne spätpubertäre schreibende Adabei noch mal kurz an meinen Rockzipfeln festhalten müsste. Aber, Jungs, ich will nicht so sein, ihr könnt statt dessen das hier angucken:

http://www.dailymail.co.uk/tvshowbiz/article-1225897/Princess-Leia-actress-Carrie-Fisher-
sunbathes-bikini-scenes-Star-Wars-photos-leaked-internet.html

Nun zu etwas vollkommen anderen: Was mache ich jetzt mit all den neugewonnenen Lesern? Das ist nämlich gar kein Blog über die Befindlichkeiten der deutschen Bloggosphäre, die Idee war, mein Buch mit kleinen Manhattan-Geschichten zu bewerben, und ab und zu Tom Friedman abzuwatschen. Oder Ann Coulter. Was interessiert euch eigentlich, die Eröffnung des fünften Apple Store, an der Upper West Side? Carrie Fisher am Broadway? Gut, ihr dürft bleiben, aber hier sind die Regeln: Keine Kommentare über Rechtschreibung, Kommasetzung oder Grammatik! Wollte ich meine kostbare Lebenszeit mit sowas verbringen, wäre ich Grundschullehrerin in Villingen-Schwenningen geworden. Eine Onlineakademie für angehende Journalisten ist das auch nicht. Und Betroffenheit bitte nur in vertretbaren Dosen.

Was die Manhattan-Geschichten angeht, letzte Woche war ich bei einer Veranstaltung mit den Autoren des Colbert Report, ein dutzend weiße Männer, eine Frau. Die Interviews, so viel dazu, sind nicht gescripted, nein, die Studiogäste müssen sich ihren Text selber ausdenken. Nur Stephen bekommt die Fragen geliefert. Übrigens sponsort der Report die US-Mannschaft im Eisschnelllauf, die offenbar gerade in Berlin wettkämpft – wäre es nicht auch eine Idee, unsere Eisschnelläufer zu unterstützen? Na, das hebe ich mir für den nächsten Blogger auf.

Danach ging ich zu den trinkenden Liberalen bei Rudy’s in der Ninth Avenue, die einander den ganzen Abend Vorwürfe machten, weil ihr Bürgermeisterkandidat die Wahl gegen Mike Bloomberg verloren hat, und zwar so knapp, dass er sie hätte gewinnen können. Als ich auftauchte, wurde irgendwie rasch klar, dass das meine Schuld war.

Eva C. Schweitzer, Manhattan  Moments. Geschichten aus New York, erschienen bei Droemer-Knaur, Juni 2009, Taschenbuch, 9,95 €

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