vonsaveourseeds 12.06.2009

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

Nach einer gestern veröffentlichten Stellungnahme der Europäischen Lebensmittelsicherheits-Agentur EFSA, die mehrheitlich, wenn auch erstmals nicht einstimmig, die Antibiotikaresistenz der Gentechnik-Kartoffel “Amflora” von BASF für gesundheitlich unbedenklich erklärte, forderte das Unternehmen Vollzug:„Ich bin erfreut, da die EU-Kommission im Mai 2008 erklärt hatte, dass sie Amflora zulassen werde, sobald EFSA die Sicherheit des Produkts bestätigt,” erklärte ein BASF-Sprecher. “Wir müssen die Dokumente erst einmal prüfen,” heisst es dagegen aus dem Haus des zuständigen EU-Kommissars Dimas.

In der Presseerklärung der BASF wird der zwölfjährige Zulassungs-Leidensweg ihrer Industriekartoffel vom ersten Antrag 1996 bis zur Untätigkeitsklage gegen die Kommission im vergangenen Jahr nachgezeichnet und nun sofortiger Vollzug gefordert.

Doch das Unternehmen unterschätzt möglicherweise die Resistenz von Umweltkommissar Dimas, dem der persönliche Ehrgeiz nachgesagt wird, in seiner Amtszeit keine Gentechnikpflanze zum Anbau zuzulassen.Das Gutachten sei schwer verständlich und müsse erst mal geprüft werden, ein Termin für die weitere Zulassung sei gegenwärtig noch nicht abzusehen, ließ er verlauten.

Auch das Ende von Dimas’ Amtszeit ist gegenwärtig nicht abzusehen. Die Kommission wird zwar nach den Europawahlen von letzter Woche normalerweise im Herbst neu besetzt. Doch wegen der Unklarheit über die verfassungsmäßige Geschäftsgrundlage (“Lissabon” wenn die Iren und Tschechen mitmachen, oder “Nizza” falls nicht) kann sich ihr Walten noch bis Anfang kommenden Jahres hinziehen. Ob Dimas dann und wenn ja in welcher Rolle weiterhin Kommissar bleibt ist ebenfalls offen.

Sicher ist, dass sein Chef, Kommissionspräsident Barroso, eine zweite Amtszeit anstrebt und dass er die Gentechnik als ein “sensitives Thema” erkannt hat, seit die Kommission im März dazu eine schwere Abstimmungsschlappe im Ministerrat hinnehmen musste. Ob Barroso sich unter diesen Bedingungen durch forschen Druck auf seinen griechischen Kollegen Feinde machen will, bleibt abzuwarten.

Derweil haben britische Wissenschaftler gestern im Wissenschaftsmagazin “Science” eine Studie veröffentlicht, die das “eigentümliche sexuelle Verhalten” bestimmter Bakterien über die eigenen Artgrenzen hinaus für deren besonders ausgeprägte Fähigkeit verantwortlich machen, Antibiotikaresistenzen zu entwickeln. Von Sex mit Kartoffeln ist dabei allerdings nicht die Rede.

Dabei sieht das Blatt der Gentechnik-Kartoffel (copyright BASF) doch wirklich sexy aus…(klick drauf für Ganzkörperansicht)

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/antibiotikaresistente_basf-kartoffel_wird_nicht_so_heiss_gegessen_wie_gekocht/

aktuell auf taz.de

kommentare