Stellen Sie sich vor, sie protestieren, um endlich ihr monatliches Arbeitslosengeld von 25 Euro ausgezahlt zu bekommen, werden von der Polizei verprügelt und die Treppe heruntergestoßen und brechen sich dabei das Rückgrat.
Genau das ist in Kairo passiert. Eine Gruppe von kürzlich entlassenen Arbeitern hatte im Gebäude des staatlichen Gewerkschaftverbandes (unabhängige Gewerkschaften sind in Ägypten verboten) dagegen protestiert, dass ihnen ihre Arbeitslosenhilfe nicht ausgezahlt worden ist. Zwar hatten sie ein mündliches Versprechen erhalten, dass dies geschehen wird, einige der Arbeiter wollten das Gebäude aber nicht verlassen, bis sie das Geld in den Händen halten.
Statt dem Geld kam die Polizei und räumte das Gebäude. Der aus einer staatlichen Textilfabrik im Nildelta entlassene Arbeiter Samir Al-Qazaz wurde dabei die Treppe heruntergeschubst. Mit Verdacht auf ein gebrochenes Rückgrat, wurde er in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Dort konfiszierte die Polizei seine Krankenakte und die Röntgenbilder.
Das Gewerkschaftsebäude wird nicht lange leer bleiben. Heute wollen die Mitarbeiter des Ministeriums für lokale Entwicklung dort gegen ihre unrealistisch niedrigen Löhne protestieren. Auch sie sind Polizeieinsätze gewöhnt. Er vor zwei Wochen hatte die Polizei vom Bürgersteig gedrängt, als sie eine Erhöhung ihres Grundlohnes von umgerechnet monatlich 12 auf 40 Euros forderten.
Nur zum Vergleich: Ein Kilo Tomaten kostet in Kairo derzeit einen Euro.