Jeder Stamm hat so seine eigenen Ängste. Fürchteten die Gallier nichts, außer dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte, ängstigt sich der gemeine Niederrheiner hauptsächlich vor den Folgen des Klimawandels. Wobei es weniger um das konkrete Wetter vor Ort geht, denn das ist schon jetzt bescheiden genug.
Es treibt ihn eher die Sorge um, dass Nachbar „Holland“ in näherer Zukunft Opfer des Meeresspiegelanstiegs wird und Millionen oranjefarbener Klimaflüchtlinge in der niederrheinischen Tiefebene stranden werden. Immerhin liegen ja 26 Prozent der Niederlande unter dem Meeresspiegel (wenn auch nicht 55 %, wie die Schlamperl von der IPCC in ihrem Umweltbericht fantasierten) und etwa nochmal so viel nur einen Meter drüber. Bei solchen gerne auf heinekenfreien Partys durchdiskutierten Worstcase-Szenerien bleiben die Optimisten, die von rosigen Tourismus-Zeiten mit einer Nordsee gleich vor der Haustür träumen, deutlich in der Minderheit.
Jetzt sorgt eine Agenturnachricht dafür, dass in den kommenden Nächten die Sorgenpüppchen unter den niederrheinischen Kissen besonders herzzerreißend besprochen werden dürften. Das berühmte niederländische Zandsculpturenfestival findet nämlich 2010 in – na? nein, nicht wieder auf Texel oder in Scheveningen oder sonstwo an der guten alten Nordsee – sondern in Roermond statt; der 55.000-Einwohner-Stadt in der Provinz Limburg, gleich an der deutsch-niederländischen Grenze und bisher nur wegen seines Outletcenters ein beliebtes Ausflugsziel preisbewusster Deutscher.
Was also wissen die Niederländer in Sachen Klimawandel, was wir noch nicht wissen? Gibt es neue Studien? Handelt es sich um eine Art Frühjahrsmanöver (so wie weiland bei Warschauer Pakt und Nato), um vorbereitet zu sein, wenn dereinst die Flut kommt?
Vielleicht erfahren wir ab dem 30. April in Roermond mehr. Bis dahin grüßt mit sorgenzerfurchter Stirn – der Niederrhein.
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