Eines der weitgehendsten Konzepte für den zukünftigen Tempelhof Park entwickelte die Architektengruppe citégaudi – organische architektur und gestaltung, Berlin.
Leitidee
„Aufbruch in die ökologische Stadt der Zukunft“ ist das Leitmotiv der vorliegenden Arbeit. Die Verfasser schlagen für das Areal einen „prozesshaften Verlauf auf Basis einer prinzipiellen ökologischen Stadtentwicklung unter Einbeziehung demokratischer Prozesse“ vor. Grundgedanke ist, dass „Städte als Ganzes nicht perfekt planbar sind“. Entsprechend zeigt die Wettbewerbsarbeit vornehmlich eine „prozessuale Vielfalt fragmentarisch“ auf. Unter „Energieoptimiertem Bauen“ verstehen die Verfasser eine ökologische Baukunst, die sowohl energie- als auch materialsparend ausgerichtet, menschenwürdig, kindgerecht ist und das „Einswerden von Mensch und Natur als Ganzes fördert“. Mit der Bewegung „Ecological Transition Town Movement“ liegen hierfür konkrete Handlungsansätze vor.
Für die IGA 2017 empfiehlt citégaudi die Inszenierung des besonderen Themas:
Aufbruch in die ökologische Stadt der Zukunft!
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Ecological Transition Town Movement – Tempelhof Park
- angewandte ökologische Stadtbegrünung
- urbane Energiesysteme
- dezentrale Wasserkonzepte – Wasserkreisläufe
- biologische Baustoffe
- Ernährung und Landwirtschaft
- präventive Gesundheitsvorsorge
- neue City Mobilität – Elektro-, Fahrradmobilität.
Terra Preta Nova – – fruchtbarste Erde der Welt hier produziert.
Präsentiert in einem hochattraktiven Ausstellungsgelände:
- Lebendiges Gärtnern für Alle
- Gärten der Nationen
- Großes Erfahrungsfeld der Sinne
- urban farming – urban gardening
- Anpassung der Pflanzenkulturen durch Klimaänderung
- Ausstellungshallen
- – Grünpflanzen und ökologische Stadtbegrünung
- – Vertikale Gärten und bioklimatisches Stadtgrün
- – urbane Energiesysteme
- – präventive Gesundheitsvorsorge
mit den Attraktionen:
- 5 km Hochweg am Südrand – Tempelhof – Neukölln
- 7.500 qm Solarpaneele
- 5.000 m Windbelts
- 75 Windrotoren – quietrevolution
- phantastische Aussicht über den Tempelhof Park
- städtebauliche Dominante für die IGA – IBA
• Schlangenpfuhl – Badesee
- ein zentraler Badesee mitten in der Stadt
- Niederschlagsabfluss in den See eingeleitet und zurückgehalten
- mehrere Millionen Euro Einsparung durch Regenwasserversickerung
• Unesco Forum der Weltreligionen – Depandence Europa
- Forum der Weltreligionen.
Die Unesco plant weltweit verschiedene Begegnungszentren der Weltreligionen. Der europäische Standort in Berlin am Tempelhof Park als Diskussions- und Moderations-Forum dient dem religiösen und nichtreligiösen Dialog.
• urban farming – mitten in der Stadt
- Kinderbauernhof, mit pädagogischer Betreuung.
- Betreutes Reiten, Kutschfahrten. Therapeutisches Reiten.
- Schulgärten, als Teil des außerschulischen Unterrichts.
- Integration in das Leistungsangebot sozialer Einrichtungen.
- Geschmackserlebnis mit Produkten vom Hof.
- Nutzung von Parzellen, z.B. Gärten für die Selbstversorgung.
- Patenschaften für Tiere mit Anspruch auf die Produkte: Eier, Wolle
- Kräuterlehrgarten
• Luft-Fische fliegen über Tempelhof – Zeppelin solaraircraft
- die Faszination Fliegen lebt weiter aus dem Tempelhofer Feld
- Shuttle und Rundflüge
- das weltweit modernste und größte (75 m Länge) Luftschiff
Energiegewinnung – plus Energie Park Tempelhof
• Photovoltaik /-thermie
Überall wo sich geeignete Flächen anbieten werden sie zur Nutzung der Solarenergie durch Photovoltaik /-thermieanlagen genutzt. Die skywalk – Brücke ist nur für Fußgänger und Radfahrer zugänglich und soll eine Verbindung mehrerer Radwege und Bezirke herstellen. Tagsüber speisen 7.500 m2 Solarpaneele Strom ins Netz ein, aus dem sie nachts Strom für die Beleuchtung bezieht.
• Windrotoren – quietrevolution
Diese neue Form von Darrieus-Rotoren mit drei S-förmig geschwungenen Blättern ist 5 m hoch, hat einen Durchmesser von 3 m, und die Blätter bestehen aus Karbonfasern, als 6 kW Anlage. 75 dieser Rotoren werden auf den Stützen des skywalk montiert und erwirtschaften einen hohen Energieertrag.
• Windbelts – luftelastischer Stromeffekt
Ein Windbelt, nutzt den luftelastischen Effekt um Strom zu erzeugen. Es ist der allen bekannte Effekt, der auftritt wenn ein gespanntes Seil im Luftstrom stark zu vibrieren beginnt. An unserem leicht zu erreichenden Standort können mehrere 100 m lange Reihen von Windcell-Paneelen installiert werden.
• Asphaltkollektoren – in Start-Landebahnen
Die Vorstellung, die weitverzweigten, riesigen schwarz asphaltierten Flächen der Rollbahnen als solarthermische Asphaltkollektoren zu nutzen, liegt im Grunde sehr nahe. Neben dem sofortigen Effekt wäre dies auch eine besondere Pilotanlage für den gesamten Straßenbau. Diese Asphaltkollektoren absorbieren im Sommer die Sonnenwärme und speichern sie im Erdboden. Im Winter kann die Wärme aus dem Erdreich zurück geleitet werden, hält die Bahnen von Schnee und Eis frei.
Gesamtkonzept
Als städtebauliche Impulse werden neben einem Unesco Forum der Weltreligionen im Süden an der neuen S-Bahnstation, dem Forum Tempelhofer Freiheit als Parkzentrum auf der Seeinsel und der IBA als Experimentierfeld für ökologische Stadtentwicklung, die drei neuen Stadtquartiere verstanden.
Das Columbia Quartier bietet innovative Wohnformen wie Baugruppen und Genossenschaftsmodelle in ökologischer Lebensqualität, das Stadtquartier Neukölln eine sonnige Westlage zum Park orientiert und das Stadtquartier Tempelhof eine neue „Adresse für Zukunftstechnologien“ wie der Umwelt- und Solartechnik.
Das Raumkonzept sieht vor, zum Einen den „erlebbaren Raum so groß wie möglich zu machen“, zum Anderen mit Gehölzen und Hecken den Raum so „vielfältig zu gliedern“, dass „der Park Geheimnisse behält, die erst zu erkunden sind“.
Erschließung / Vernetzung
In die Parkstruktur sind vielfältige Zugänge aus dem städtebaulichen Umfeld integriert. „Wege durchziehen wie ein Fluss das Tal oder … wie ein Flusssystem mit Altarmen und Nebenflüssen die Landschaft …“. So entsteht ein „lebendig-organischer“ Park, der wie „eine Landschaft im kleineren Raum“ aufgefasst wird. Neben der inneren Erschließung über Ring und Rollbahnen ist eine Nord-Süd-Verbindung mit Anschluss zum südlichen S-Bahnhof geplant.
Nutzungskonzept / prozessuale Entwicklung
Besondere Attraktionen im Park sind der „sky walk“ als Energiepfad, der Schlangenpfuhl als Badesee, „urban farming“ mitten in der Stadt, „solaircraft“ Zeppeline und die europäische Dependance „Unesco Forum der Weltreligionen“. Sport ist informell und sich selbstorganisierend erwünscht, Kinderspiel als „Spielstationen zur Entfaltung der Sinne“ ist in die Planung integriert. Die zukünftigen Baufelder sollen als Zwischennutzung mit Riesen-Chinaschilf als „nachwachsender Lieferant von Biomasse“ bewirtschaftet werden.
Der IGA werden die Handlungsweisen der „Ecological Transition Town Movement“ zu Grunde gelegt: angewandte ökologische Stadtbegrünung, urbane Energiesysteme, dezentrale Wasserkonzepte, Wasserkreisläufe, biologische Baustoffe, Ernährung und Landwirtschaft, präventive Gesundheitsvorsorge und neue City Mobilität z.B. über Elektro. Zusätzlich zur IGA schlagen die Verfasser die Produktion und das Aufzeigen der Verwendung von Terra Petra Nova nach einem eigens weiterentwickeltem Verfahren vor.
Ressourceneffizienz
Mehrere technische Ausstattungselemente steigern den Energiegewinn im Park: Photovoltaik, Windrotoren „Quietrevolution“ und Windbelts am „skywalk“ und Asphaltkollektoren, die in die Rollbahnen eingebaut werden sollen. Sie „absorbieren im Sommer die Sonnenwärme und speichern sie im Erdboden“. Im Winter wird die Wärme zur Instandsetzung der Fläche zurück geleitet. Zur Bewirtschaftung des Niederschlagsabflusses und der Unterhaltung des zentralen Sees wurde ein wasserwirtschaftliches Konzept entwickelt: Das Niederschlagswasser wird entweder in Zisternen oder im See zur Wiederverwendung gesammelt oder versickert in der Grünanlage. Über Uferrigolen am See kann ebenso das Grundwasser angereichert werden.
Wirtschaftlichkeit / Pflege
Die Verfasser sehen im Ausbau der Energiegewinnung über Windrotoren, -belt, Photovoltaik und Asphaltkollektoren einen Energieertrag. Ebenso wird über ein wasserwirtschaftliches Konzept zur Niederschlagsabflusswirtschaft und gleichzeitigen Unterhaltung des zentralen Sees eine Ersparnis zur derzeitigen Niederschlagsableitung gesehen. „Urban Farming“ ist mit Streuobstwiese, Schafweide und Pferdekoppel als sich selbstorganisierende ökonomische Einheit im Park vorgesehen.
Die Jury fand den Vorschlag zwar gut, hatte aber nicht den Mut solch eine ganzheitliche Konzeption in die weitere Diskussion einzubringen. „Insbesondere die Anlage eines Badesees, die Überformung des Vorfeldes und der Skywalk lassen die Arbeit im Kostenrahmen nicht realisierbar und relativ pflegeaufwändig erscheinen.“
citégaudi –Berlin sind die Architekten, Stadtplaner und Landschaftsarchitekten Raimund Herms, Peter Voßwinkel, Swen Krause und Holm E. Kähler. architekten@cité-gaudi.de
An diesem Konzept wirkten mit: Design Claudia Bürmann, Landschaftsarchitektin Eva-Maria Dyanat, Architekt Stadtplaner Joachim Eble, Gemeinschaftskonzepte Uwe Fleischer, Stadtplaner Prof. Dr. Ekhart Hahn, Energieexperte Achmed Khammas, Wasserbau Harald Kraft, Architektin Nana Moniava, Design Tatjana Voßwinkel, Architektin Nina Vusatiuk.
Architekturmarke und Kompetenznetzwerk citégaudiversteht seine Arbeit in der historischen Tradition von Bewegungen wie: Neues Bauen, De Stijl, organische Architektur, ökologische Architektur, mit den Landschaftsarchitekten und Architekten: Bruno Taut, Antoni Gaudí, Frank Wright, Hans Scharoun, Hugo Häring, Frei Otto, Hermann Mattern, Merete Mattern, Hinrich Baller … .
„… ausgehend von hugo härings theorie des neuen bauens vertrat scharoun einen architekturbegriff, der sich vom rationalismus und von vorgefertigten formschemata löste, um das gebäude jeweils aus einem besonderen funktionscharakter heraus zu entwickeln. dabei spielte die gestaltung des sozialen lebensraums eine zentrale rolle.“
„… typisch für mattern seine gestaltung war die bildung von räumen durch modellierung des geländes. weiteres kennzeichen vieler seiner gartenanlagen ist, dass rasen und pflanzflächen nicht streng getrennt sind, sondern ineinander übergehen. auch sollten garten- und hausgestaltung aufeinander eingehen: „mensch und garten stehen in belebender wechselbeziehung. das haus des menschen und der garten des menschen können, um belebend und unmerkbar eindringlich zu funktionieren, nicht zueinander addiert sein, sondern müssen sich gegenseitig vollkommen ergänzen.“
„… organische architektur aus dem umfeld des büro baller ist sehr eigenständig und folgt keiner der zeitgenössischen hauptströmungen. sie erinnert in zügen an den jugendstil, stützt sich aber verstärkt auf moderne konstruktionen. dieser architektur gelang es an einigen orten, stadtstrukturen in ihrer hohen baudichte und -schwere aufzulockern. diese architektur ist auch als beitrag des konzeptes „biotope city“, das in großstädten weltweit naturbereiche einzugliedern versucht zu sehen. die ebenso eindrucksvolle landschafts- und gartengestaltung vieler bauten geht oft zurück auf den landschaftsarchitekten raimund herms.“
Mit dem ursprünglich von Raimund Herms und Peter Voßwinkel begründeten organischen Architektur Netzwerk der Architekturmarke citégaudi kooperieren heute Kollegen, die in dieser Tradition geprägt wurden, teilweise ehemalige Mitarbeiter und Schüler der vorgenannten Wegbereiter. Neben der organischen Ausrichtung ihrer ganzheitlichen Architektur verstehen sie „Architektur als Orientierung“. Jede Einzelheit in der Architektur soll in Beziehung zum Ganzen stehen und das Ganze soll eine Einheit auf höherer Ebene bilden. Ganzheitliches Denken ist eine wesentliche Grundlage für organisches Gestalten.
citégaudi ist dementsprechend mehr: die global agierenden Architekten beschäftigen sich über Architektur, Städtebau, Landschaftsplanung, Umweltökologie, Wasserbau-Energie-Engineering, Interior, Design hinaus mit Präsentation, Film, Musik, Kultur, Journalismus und der „Aufmunterung zur Kunst des guten Lebens“. Unter dem Dach der BAUMAN INTERNATIONAL GROUP sind sie weltweit tätig.