heißt es in Brasilien – und nicht nur dort. Oder, wie der chilenische Autor Ariel Dorfman in einem bewegenden Nachruf auf seinen Freund schreibt:
Und jetzt, da die Leitungen uns sagen, er atme nicht mehr in dieser Welt, möchte ich doch dieser Falschmeldung aus Rio de Janeiro entgegentreten und versichern, dass Boal unglaublich lebendig ist und ebenso elastisch ist wie eh und je. Sein Tod ist unsichtbar.
Denn er lebt in Tausenden und Abertausenden Männern, Frauen und Kindern, die in seinen Werken, seinen Worten, in seinem Leben die Erleuchtung fanden sich selbst zu sehr sichtbaren Protagonisten ihres Lebens zu machen.
Ich habe Augusto Boal zum ersten Mal in den Achtzigerjahren in Berlin erlebt. Da nahm ich an einem der Workshops teil, mit dem er sein „Theater der Unterdrückten“ in aller Welt popularisierte – unprätenziös, unpathetisch und dabei dynamisch, begeisternd. So begeisternd, dass seine Methode zahllose Nachahmer, besser: MultiplikatorInnen fand.
Zuvorderst natürlich im 1986 gegründetem „Zentrum des Theaters der Unterdrückten“ in Rio, wo ich ihm vor drei Jahren wieder begegnete. Damals hatte sein Team gerade damit begonnen, in mehreren Bundesstaaten Brasiliens zusammen mit Strafgefangenen zu arbeiten.
„Heute befinden sich alle Ausdrucks- und Kommunikationsformen in den Händen der Unterdrücker“, sagte Augusto Boal in einem seiner letzten Interviews. „Wir möchten, dass die Menschen wieder ihre eigenen Worte, Bilder und Töne aufgreifen“.
Und: „Ich bin 78. Das ist eine lange Zeit… und doch hat sie nicht einmal gereicht, um die Hälfte dessen zu tun, was ich wollte“.
Interview mit Augusto Boal (Democracy Now, 2005)
Nachruf von Moritz Rinke
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