Rodrigo B. (34) war an dem Tag einfach sauer gewesen. Seit Jahren schon photoshoppte er die Motive für seine Agentur und nie wurde seine Leistung anerkannt. Immer wieder ernteten die Fotografen das Lob, von deren Fotos er die Falten, Schatten und Poren entfernte und durch Kurven und Volumen ersetzte. Aber als er wieder keine Gehaltserhöhung bekommen hatte, war er bei diesem Motiv für die Jeanskampagne einfach ausgeflippt: Er hatte den Po der Frau so weit nach hinten gezogen, dass er zu jeder anderen Frau der Welt außer der an der Wand stehenden gehören könnte. Zum Hohn hatte er noch nicht einmal den hinten abstehenden Hosenbund retuschiert. Niemand auf der Welt mit einer Wirbelsäule konnte so aussehen! Aber als R. den Bossen das Motiv auf den Tisch geknallt hatte, um ihnen mal zu zeigen, dass er auch anders konnte, hatten sie nur „great job“ gemurmelt und das Ding einfach genommen. Für die nächsten Monate hatte sich Rodrigo vorgenommen, unauffällig Gemüseteile in die Fotos einzufügen. Auch wenn es keiner merkte, so hätte er doch wenigstens sein kleines Vergnügen.
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