von 14.06.2010

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Auch das Berliner Badeschiff an der Spree dient als Inspiration (Foto: mini joan / Lizenz: by)

Früher war der Main blau und man konnte in ihm schwimmen.“ In Frankfurt habe ich diesen Satz schon oft gehört. Für mich heute unvorstellbar. Noch. Denn es könnte sich etwas ändern: Ein Verein will der Stadt und ihren Schwimmern den Fluss zurückerobern. Bis es soweit ist soll nach Berliner Vorbild ein Badeschiff am Ufer für Badespaß sorgen. Damit die Bürger auf den Geschmack kommen und eines Tages wieder in einem blauen Main schwimmen können.

Doch davon sind wir noch weit entfernt. Wenn ich Angler am Main sehe, frage ich mich, ob die Fische wirklich essbar sind. Aber der Main ist besser als sein Ruf. Galt er 1970 noch als „biologisch tot“, bietet der Fluss heute wieder 40 Fischarten ein Zuhause. Bis Anfang der 70er Jahre leiteten Industrie und Gemeinden noch fleißig Abwässer und Chemikalien in den Main. Selbst genügsame Algen konnten kaum überleben. Doch der Umweltschutz gewann an Bedeutung. Durch Anreize der Politik und durch härtere Strafen für Umweltsünder erholte sich der Main und die Fische kehrten zurück. Die Wasserqualität wird heute sogar als „gut“ eingestuft; die Sauerstoffsättigung liegt bei rund 80 Prozent.

Blau ist der Main immer noch nicht, dafür schwemmt das Regenwasser zu viel Erde und Schmutz in das Gewässer. Selbst wenn wieder Fische im Main schwimmen, Menschen sollten nicht darin baden. Es ist zwar nicht verboten, aber das Frankfurter Gesundheitsamt warnt: Wer im Main schwimmt, schluckt auch geringe Mengen Wasser. Und Trinkwasserqualität hat der Fluss auch heute nicht.

Als ersten Schritt auf dem Weg zum Schwimmvergnügen im Main kämpft der Verein „Frankfurter Badeschiff e.V.“ für einen Pool am Ufer. Wie das aussehen soll, zeigt das Berliner Badeschiff auf der Spree. Es lädt nicht nur für 4 € Eintritt zum Schwimmen in sauberem Süßwasser ein, sondern bietet auch die Möglichkeit für Beachparties und Open-Air-Konzerte. Im Winter kommt ein Dach über den Pool, dann gibt es sogar eine Sauna. Das Badeschiff entstand aus einem alten Frachter, dessen Laderaum als Schwimmbecken mit einer Umwälzanlage ausgebaut wurde.

Ein Badeschiff am Main mit Blick auf den Dom und das Bankenviertel könnte ähnlich erfolgreich sein wie das Berliner Vorbild. Eine vergnügliche Art, das Umweltbewusstsein zu wecken. Doch bis es so weit ist, braucht die Frankfurter Initiative noch Mitstreiter und Investoren.

Text: Carla Schneider

Fotolizenz: by

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