vonFalk Madeja 04.02.2009

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Nein, es geht hier nicht noch um einen katholischen Geistlichen, der die Gaskammern von Auschwitz abstreitet oder noch einen Moslem-Prediger, der Homosexuelle kopfüber aus dem Fenster schmeissen will – diesmal müssen wir uns den Protestanten widmen. Den von der allerhärtesten Sorte. In Europa wohnen die vor allem in den Niederlanden.

Und da geht es nun um die Sonntagsruhe. Die niederländischen Extrem-Protestanten haben das Land zuletzt damit gequält, dass Mädchen auch bei eisiger Kälte auf dem Fahrradweg zur Schule nicht mit Hosen fahren durften (oder nur heimlich, denn Protestantinnen sollen in Röcken laufen oder fahren) – nur am Sonntag haben die Mädchen Winter-„Glück“, denn da dürfen die frommen Leute eh nicht Fahrrad fahren und Schule ist auch nicht. „Banken retten lieber nicht am Sonntag“, titelt „De Telegraaf“ leicht zynisch.

Worum gehts? Es gibt ja bekanntlich die Finanzkrise – und in den Niederlanden musste u.a. die ING Bank gerettet werden. Geht uns Deutsche ja auch was an, denn die ING Diba (Nowitzki) ist ja eine wichtige Markt-Partei. Finanzminister Wouter Bos hatte also an einem Sonntag die Chefs und Fraktionsvorsitzenden verschiedener Parteien anrufen müssen, ansonsten wären wahrscheinlich hunderte ING-Banker aus Hochhäusern gesprungen. Hinterher maulen nun die Protestanten-Parteien SGP und Christenunie wegen des sonntäglichen Telefonanrufes herum.

Die Christenunie ist an der Regierung, so was ist für Atheisten schon schwierig genug. Und die noch radikalere SGP ist so religiös, dass sie in vielen Reli-Brandherden dieser Welt nicht als Fremdkörper empfunden werden würde. O.k.

Sollte die Welt hinter den niederländischen Deichen einmal untergehen, dann hoffentlich nicht zwischen Sonntag 00:00 Uhr und Montag 06:00 Uhr. Denn in dieser Zeit möchte Bas van der Vlies, SGP-Fraktionsvorsitzender, nicht mehr angerufen werden, auch wenn irgendwas oder irgendjemand gerettet werden muss…

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