vonDetlef Guertler 13.12.2010

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London Banker ist wieder da! Mein Lieblings-Blogger aus der Frühzeit der Finanzkrise, damals auch mehrfach hier zitiert, hatte sich Ende 2008 eines neuen Jobs wegen aus der (anonymen) Öffentlichkeit verabschiedet, jetzt führt er sein Blog wieder weiter.
Und gleich mit einem Paukenschlag:
When historians of the future look objectively at the era preceeding this long financial crisis, they might well conclude that failure of the globalised capital system is traceable to the Basle Accords.

Die Eigenkapitalvorschriften für Banken also, die 1988 erstmals in Basel vereinbart und seither mehrmals modifiziert wurden (Basel I bis III), haben also das Scheitern des globalen Finanzsystems auf dem Gewissen?

Ja. Der Hauptgrund dafür, so London Banker: Im Basel-Akkord wurde festgelegt, dass Staatsanleihen von OECD-Staaten als risikolose Geldanlage gelten – die mit keinem Cent Eigenkapital unterlegt werden müssen, die sogar selbst Teil des Tier-1-Kapitals der Banken sind. Das war geradezu eine Einladung für die Industriestaaten, sich auf Teufel komm raus zu verschulden, und eine Einladung für die Banken, sich diese Schulden in die Bilanz zu schaufeln und auf dieser Basis neue Kredite zu vergeben und ihr Eigenkapital so immer mehr mit Krediten zu überlasten – ein Zustand, den ich Basel-Syndrom nennen möchte.

Und wenn jetzt einer dieser OECD-Staaten pleite geht? Oder auch nur seinen Gläubigern einen Teilverzicht (Haircut) auf ihre Anlagen zumutet? Dann wäre damit eriwesen, dass diese Staatsanleihen nicht mehr risikofrei sind, dann müsste diese Anlageklasse anders behandelt und ebenfalls risikogewichtet werden, dann bräuchten die Banken – alle Banken – schnellstmöglich frisches Eigenkapital oder müssten ebenso schnell ihre Kreditvergabe zurückfahren. Womit das globale Finanzsystem gegen die Wand gefahren wäre. London Bankers Schlusskommentar:

Looked at this way, you should be able to understand why the ECB keeps repeating that there can be no Eurozone sovereign default, and why the UK and US are staunchly behind them in preserving the illusion of state solvency for all Eurozone states.

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