vonsaveourseeds 20.03.2009

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DIE ZEIT: Das Bundesumweltministerium sympathisiert in einem Brief ganz offen mit diesen Gentechnikkritikern.
MARCINOWSKI: Erstens wurden auch dort Argumente verbreitet, die wissenschaftlich schlicht falsch waren. Militante Gentechnikgegner werden vom Bundesumweltministerium als »Mitstreiterinnen und Mitstreiter« angesprochen – das kann ich nicht hinnehmen.

Starker Tobak und schweres Geschütz vom Vorstandsmitglied der BASF, Vorsitzenden der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie und Vizepräsidenten der Max Planck Gesellschaft, dem der Ressort-Chef Wissen, Andreas Sentker in der Zeit von heute eher als Stichwortgeber denn als kritischer Interviewpartner diente.

Marcinowski ist geladen: Die EU Kommission will und will seine Amflora-Kartoffel nicht zulassen, Söder fordert ein gentechnikfreies Bayern, Aigner spricht auch ganz anders über die Gentechnik als früher, mit Argumenten “die wissenschaftlich schlicht falsch sind” schürt die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz “Angst und Misstrauen” und jetzt fraternisiert Sigmar Gabriel auch noch mit “militanten Gentechnikgegnern”.

Deren ganze Gewalttätigkeit drückte sich in einem besorgten Brief an den Minister aus, der sie daraufhin als “Mitstreiterinnen und Mitstreiter für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Gentechnik” ansprach. Aber auf solche Feinheiten kann Marcinowski jetzt keine Rücksicht mehr nehmen: 1 Milliarde hat die BASF investiert und keine “signifikanten Rückflüsse” zu verzeichnen. Und warum?  “Der Verbraucher steht vor übervollen Lebensmittelregalen und kann zwischen grün und rot verpacktem Müsli wählen. Er empfindet keine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage, die die Gentechnik füllen müsste.”

Man meint fast Sehnsucht aus seinen Worten herauszuhören, wenn er sagt: “als im vergangenen Jahr die Nahrungsmittelpreise stiegen und die Tortilla-Krise Mexiko, Haiti und andere Regionen in Aufruhr versetzte, haben wir eher positive Einstellungen zur Gentechnik registriert”. Kleiner Schönheitsfehler am Rande: Die mexikanische Tortilla-Krise war eine direkte Konsequenz der Dumping-Exporte von subventioniertem Gentechnik-Mais aus den USA.

Mit solchen Kleinigkeiten halten sich Marcinowski und Sentker nicht auf. “Frage”: die Konkurrenz aus Amerika und Asien droht uns auch wissenschaftlich zu überholen. Antwort: “wie wollen Sie Spitzenforschung betreiben, wenn Sie immer die Angst haben müssen, dass Ihr Versuchsfeld zertrampelt wird? “

Dass Spitzenforschung weltweit noch nicht mehr als pestizid-produzierende und -resistente Gentechnikprodukte auf den Markt gebracht hat, egal wie kritisch sie dabei beäugt wird, ficht einen Chef des weltgrößten Chemieunternehmens nicht an: “Das sind wissenschaftlich höchst anspruchsvolle Produkte, die nicht nur ein Gen für ein Enzym eingebaut bekommen haben. Darum dauert auch die Entwicklung länger, wenn sie ganze Stoffwechselketten in Pflanzen einbauen müssen.

Tja, warum nehmen wir dann nicht einfach was die Natur, die sich dafür alle Zeit der Welt genommen hat, uns zu bieten hat, selbst wenn sich das nicht mehr patentieren ließe? Entschuldigung… das war jetzt natürlich völlig unwissenschaftlich. Oder schon militant? Wie sagt Herr Marcinowski? “Der Streit ist sehr emotional aufgeladen.” Man merkt es ihm an. Leider auch dem Interviewer.

Wenn der mal rausfinden will wie man echt gemeine Interviews mit BASF führt, dann empfehlen wir dieses.

P.S.

Eine Kurzform des Interviews gibt es übrigens auch als Pressemitteilung der BASF – im “Lifestyle Presseservice” des Zeitverlages; allerdings noch nicht für jeden. Hony soit qui mal i pense.

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