vonDetlef Guertler 15.09.2010

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Manchmal sind wir Journalisten wirklich schwer von Begriff. Vor etwa einem Monat hat das Arbeitsministerium damit begonnen, von Basisgeld zu reden, wo eigentlich Hartz IV gemeint war. Ebenfalls schon im August hat Ministerin Ursula von der Leyen den Begriff erstmals in einem Interview verwendet:

Der Tagesspiegel: Läuft das Urteil auf mehr Geld für Hartz-IV-Familien hinaus?
von der Leyen: Eines ist sicher: Die Bildungsförderung der Kinder wird den Bund mehr Geld kosten. Denn bisher erhalten die Eltern diese Unterstützung nicht. Sie kommt jetzt oben drauf. Wie hoch der Lebensunterhalt, das Basisgeld also, ausfallen wird, darüber gibt es noch keine Berechnungen.

Anfang September rochen die Leyen-Gegner der Webseite gegen-hartz.de den Braten:

Die Bundesregierung plant offensichtlich den alten Begriff Hartz IV Regelsatz durch den Begriff „Basisgeld“ auszutauschen. Damit soll eine „differenzierte Berechnung“ suggeriert werden.

Aber so richtig anspringen wollte darauf immer noch niemand. Also hat es jetzt das Ministerium dem Süddeutschen-Korrespondenten Thomas Öchsner dickstmöglich souffliert:

(Ein Ministeriumssprecher) kündigte an, dass es „nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich einige Änderungen geben wird“. Die Regelungen sollten für die Bürger verständlicher sein als bisher. Von der Leyen hatte zuletzt bereits regelmäßig das Wort „Basisgeld“ benutzt und den Begriff Hartz IV, der als negativ besetzt gilt, vermieden.

Okay, wir haben begriffen. (Nur wir noch nicht) (Update 13.30 Uhr: Jetzt doch)

Inhaltlich kann ich mich mit dem neuen Begriff durchaus anfreunden. Es gibt keinen Grund, den Namen einer staatlichen Leistung auf ewig mit den recht komplexen Umständen ihrer Entstehung zu verbinden. Zudem tut der Begriff Basisgeld weder so, als sei er etwas Tolles (was bei Begriffen wie Grundsicherung oder Grundeinkommen der Fall wäre), noch so, als sei er etwas Anrüchiges (was viele mit dem Begriff Sozialhilfe verbanden). Also keine Schönfärberei oder Neusprech, sondern schlicht eine angemessene Wortwahl.

Unklar ist allerdings, wie in Zukunft die Basisgeldempfänger genannt werden sollen: Basisten? Staatskneter? Da muss wohl das Ministerium noch mal ran und uns einen Vorschlag soufflieren, sonst bleiben wir ganz fantasielos bei HartzIVler.

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