„The Onion„, das amerikanische Pendant zur Titanic, ist ähnlich wie Stephen Colbert und Jon Stewart, ein Fakelträger des Nazi-Rezeptions-Sarkasmus. Dieser ist eine spezielle Spielart des Humor über das Dritte Reich in dem die Pointe darin besteht, dass man sich über den Umgang mit dem Dritten Reich in der Nachkriegszeit in den Medien belustigt.
Der aktuelle Bericht von „The Onion“ über „Fallen Axis“ ist ein sehr schönes Beispiel: Der Text beschreibt eine fiktive NS-amerikanische (ja!) Serie, die davon handelt, wie die Welt aussehen würde, wenn die Alliierten den Zweiten Weltkrieg tatsächlich gewonnen hätten.
Das ist gleich doppelt genial: Zum einen, weil implizit und ohne dass darum groß Aufhebens gemacht würde, vorausgesetzt wird, Deutschland habe den Krieg verloren gewonnen (argh, der Eifer des Gefechts immer!). Und Zweitens, weil der etwas billige Horror von Robert Harris‘ Roman „Fatherland“ umgekehrt wird. Denn so furchtbar und abwegig die Vorstellung ist, Nazideutschland habe den Krieg gewonnen, so selbstverständlich ist, dass dann alles andere als abwegig und furchtbar gedeutet werden würde, weil es eben immer die und Siegreichen und Mächtigen sind, die einerseits das Geschichtsbild diktieren und die so die eigene Herrschaft als gut und richtig verkaufen.
Was „The Onion“ aber besonders kunstvoll gelungen ist, sind die popkulturellen und alltäglichen Referenzen, die nazifisziert wurden: Der Fernsehsender „ABC“ wird dort zur „Aryan Broadcasting Company“, die Produzent von „Fallen Axis“ heißt selbstredend „Leonhardt Riefenstahl“, der aktuelle Führer dagegen ist „Heinrich Braun-Hitler“, die große Nachrichtensendung „Entertainment Heute Nacht“ und eine beliebte TV-Serie „Battlestar Gleichschaltung“.
Der ganze, lesenswerte Text ist hier.