DBV Sekretär Helmut Born fordert Gentechnik-Grenzwerte im Saatgut „Wir fordern deshalb, für Saatgut geeignete Kennzeichnungsschwellenwerte für zugelassene GVO einzuführen “ und „wir benötigen die Einführung pragmatischer Toleranzwerte für zufällig bzw. technisch unvermeidbare Verunreinigungen mit in der EU nicht zugelassenen GVO „. Eindeutige Worte vom Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Dr. Helmut Born. Geschrieben an Mitglieder des Europäischen Parlaments anläßlich eines Berichts des EP zum Vorschlag der EU Kommission, künftig den Mitgliedstaaten das letzte Wort beim Anbau von Gentechnik auf ihren Äcker zu geben. Dies lehnt der Bauernverband ab.
Der Brief , der „Save Our Seeds“ heute zugespielt wurde, könnte viele Mitglieder des DBV erstaunen. Denn in der deutschen Öffentlichkeit zeigte sich der Bauernverband in letzter Zeit eher moderat was seine Unterstützung der „Grünen Gentechnik“ und den Schutz der Landwirte vor unerwünschter Verunreinigung ihres Saatgutes und ihrer Felder betrifft. Der Bayerische Bauernverband etwa fordert unmißverständlich ein gentechnikfreies Bayern.
Genauere Beobachter der Positionierung des Bundesverbandes mag der Inhalt des Briefes weniger überraschen. Erst im November stellte DBV Generalsekretär Born zusammen mit Gentechnik-Betreibern die Forderungen des „Deutschen Bioökonomierates“ vor, der sich in seiner Stellungnahme vehement für eine Liberalisierung des Gentechnikgesetzes auf deutscher und europäischer Ebene einsetzt und Milliarden-Investitionen der Bundesregierung in die Gentechnikforschung für erforderlich hält, damit industrielle Rohstoffe von deutschen Äckern für die Chemie- und Ölindustrie fließen können.
Dr. Born (3. von r.) im Kreise seiner Freunde vom deutschen Bioökonomierat
Auf den letzten Skandal gentechnischer Verunreinigung von etwa 3000 Hektar mit einer Maissorte der Firma Pioneer hatte DBV-Präsident Sonnleitner im vergangenen Jahr zum Entzücken grosser Saatgutunternehmen wie KWS, Monsanto und Syngenta mit der Forderung nach einem „neuen Umgang mit Gentechnik “ reagiert: Wenn es unvermeidbare technische Rest-Vermengungen mit genveränderten Pflanzen an der Nachweisgrenze gebe, müssten diese toleriert werden.
In einem Positionspapier machte der Bauernverband bereits im Dezember 2010 deutlich, dass er nationale Selbstbestimmung beim Anbau von Gentechnikpflanzen ablehnt, weil dies zu einer „Zersplitterung des europäischen Binnenmarktes “ führe. Auch die Bundesregierung lehnt eine derartige Verantwortung ab: Schließlich müsste sie gegenüber dem Agro-Gentechnik mehrheitlich ablehnenden Wahlvolk dann selbst Position beziehen und könnte die Entscheidung nicht länger auf „die Mehrheiten in Brüssel“ schieben. Ähnliches dürfte auch Born befürchten: Anstatt den Anbau „nur auf wissenschaftlicher Grundlage und nach Möglichkeit auf EU-Ebene vorzunehmen „, hätte das Wahlvolk bei nationaler Entscheidungsfreiheit ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Demokratie aber tut der Gentechnik erfahrungsgemäß nicht gut. Ob der vehemente Einsatz seiner Funktionäre für die Gentechnik dem Deutschen Bauernverband letztlich gut tut bleibt abzuwarten. Dass sie damit im Namen der Mehrheit ihres Berufsstandes sprechen darf jedenfalls bezweifelt werden.
P.S.
Ob auch der Bundesrat am Freitag dieser Woche für eine Aufweichung der Nulltoleranz für Gentechnik im Saatgut stimmt, wird derzeit heftig diskutiert. Hier finden Sie dazu den letzten Stand der Dinge.
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