foto: http://www.bayerhazard.com/ Langsam geht die Sache ins Geld. Zu fast 50 Millionen Dollar, 42 davon als Strafzahlung, verurteilte am Donnerstag ein Gericht in Arkansas, USA, Bayer Crop Science für die gentechnische Verunreinigung von Reis-Saatgut von 12 Bauern. Die klagenden Reisbauern konnten ihre Ware im Jahre 2006 nicht mehr verkaufen, weil ohne ihr Wissen gentechnisch veränderter Reis in ihrem Saatgut gelandet war, der aus einem Versuch der Firma stammte. Das Urteil ist das vierte seiner Art und die jeweiligen Strafzahlungen sind von Urteil zu Urteil gestiegen. Bayers Problem: Bisher wurden erst 20 von insgesamt fast 500 Klagen verhandelt.
„Reckless disregard „, je nach Lesart rücksichtigslose oder leichtfertige Missachtung der Sicherheitserfordernisse attestierten die Geschworenen der Firma am Donnerstag im Umgang mit ihrem Gentechnik-Reis. „Justice has been done“, freute sich der Anwalt der Reisbauern aus Lonoke County . Erschwerend kam aus Sicht der Kläger hinzu, dass Bayer bereits vor der Aussaat 2006 von der Verunreinigung wusste, die Öffentlichkeit aber erst kurz vor der Ernte darüber informierte. Hatte Bayer anfangs noch von „höherer Gewalt“ gesprochen, um der Verantwortung zu entgehen, argumentierte der Anwalt der Firma jetzt nur noch damit, der Schaden sei schließlich nur gering und zudem von kurzer Dauer gewesen. Ein wenig frivol, wenn man bedenkt, dass der Langkornreis-Export aus den USA nach Japan und in die EU praktisch zum Erliegen kam und die EU erst heute darüber diskutiert, die Sonderauflagen für Reis-Importe (die Exporteure müssen Test-Belege vorlegen, dass ihre Ware keinen illegalen Bayer-Reis enthält) aufzuheben.
Genügend Diskussionsstoff für die Aktionärsversammlung am 30. April, auf der mit allerlei Gegenwind zu rechnen sein wird. Der Antrag, den Vorstand wegen der Reis-Affaire und verschiedener anderer Skandale nicht zu entlasten, hat zwar keine Chance. Aber die Aktionäre und der Vorstand werden sich immerhin allerlei Kritisches anhören müssen.
Für die Reisbauern in Arkansas und Louisiana könnte sich Bayer im Laufe der kommenden Jahre jedenfalls noch als eine echte cash-cow profilieren. Der Gentechnik-Reis um den es dabei geht und der gegen das Totalherbizid Glufosinat (genannt „Liberty“) resistent ist, soll übrigens, obwohl er nirgends auf der Welt angebaut wird, demnächst in der EU zugelassen werden – auch eine Form der Bewältigung des Problems.