vonBlogwart 18.04.2009

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Der Regierende bei der taz – wäre in Hausbesetzerzeiten nicht zu machen gewesen, weil der alte CDUler Eberhard Diepgen das so wenig unbeschadet überstanden hätte wie sein Vorgänger Weizsäcker. Aber Wowi: Er kam, sah und nahm ein. Kokett hebt er die Stichwortkarten von Chefredakteurin Mika auf, spielt verbales Pingpong bis das Publikum johlt. Und als beim Thema Pro Reli (Berliner wollen per Volksentscheid Ethik als Pflichtfach kippen) Widerspruch aus dem Publikum kommt, wird er leidenschaftlich.  Dass da mit „Freiheit“ geworben würde, rege ihn auf.

Mit zwei drei Sätzen bringt er das Publikum zum Johlen („Wenn die Eltern ihre Kinder zum Ballet oder zum Fußball kriegen, dann werden sie sie ja wohl auch zum freiwilligen Religionsunterreicht kriegen – wenn es denn so wichtig ist!“). Die Leute schreien ihre Zustimmung förmlich hinaus. Und das abends nach einem harten Kongresstag. Seufz. Die CDU wird auch die nächste Wahl verlieren.

Was hat er noch politisch gesagt, der Mann?

Das er auch mit der Grünen Partei koalieren könnte, gerne sogar – aber warum die gut funktionierende Zusammenarbeit mit der Linkspartei aufgeben? Sollen wir das jetzt tickern? „Wowereit erwägt neue Koalition“? Lassen wir mal, kommt an den Kreuz-klagenden Klinsmann nicht ran.

Zu den Volksentscheiden hat Wowereit zur Kenntnis genommen, dass das in Berlin nur von Organisationen genutzt werden kann, die vermögenden Spender hinter sich haben und am besten noch einen großen Medienkonzern (also in Berlin nur Springer). Aber bisher haben sich die Leute trotzdem nicht genügend mobilisieren lassen.

Und für die taz meinte er, sie soll nicht nachlassen – sonst könnte Konkurrenz kommen. Das könne dramatisch werden, die SPD hätte das schon zwei mal erlebt. Aber die taz sei ja wie Berlin und komme deshalb auch gut durch die Krise: „Arm, aber sexy“. Und Berlin im Gegenzug gehe es ähnlich in der Wirtschaftskrise: Wer wenig hat, bei dem könne ja wenig weg gehen.

Die Wirtschaftskrise macht ihm aber doch Sorgen: weil die Krise nicht gesitig ankomme bei den Leuten, nur virtuell sei. Das mache Gegenmaßnahmen abseits von zweifelhaften Maßnahmen wie der Abwrackprämie schwierig. „Das ist gefährlich.“

Und gefragt nach seiner Horrorvorstellung in der Politik geht’s vom Sachlichen ins Persönlich-konkurrentische: „Meine Horrorvorstellung ist, dass Guido Westerwelle für das, was er gepredigt hat, auch noch Außenminister wird.“ Die hohen Umfragewerte der FDP treffen Wowi genauso wie die Kollegen von der Union. „Das sind enttäuschte konservative CDU-Wähler. Das können nicht nur Profiteure sein. Das sind rechte Wähler, die Angst vor einem Linksrutsch haben. “

Aber letztlich bleibt er der beliebteste Politiker von Berlin. Da ist er auch ein wenig stolz drauf, er ist eben Profi.

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https://blogs.taz.de/be-berlin-be-taz-wowereit-mischt-taz-auf/

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