In Europa malt man gerade wieder den Teufel an die Wand. „Die Türkei driftet nach Osten ab,“ lautet die Warnung. Die türkisch islamistische IHH, die den Schiffskonvoi nach Gaza organisiert hatte, steht geistig schon auf der internationalen Terrorliste und der Hamas-Pate Erdogan an der Sptize der islamsichen Weltverschwörung. Dabei droht uns in Zukunft eine Art „Türkaida“.
Wo sind die Europäer mit strategischem Weitblick? Im Nahen Osten verschieben sich gerade die strategischen Gleichgwichte. Das läßt sich in einem Satz zusammenfassen.
Die Türkei gewinnt, Israel verliert und der Iran verblasst
In der heutigen Ausgabe der taz steht meine Analyse zu dieser strategischen Verschiebung.
Mein persönliches Fazit in der türkisch-iranischen Konkurrenz um die politische Vorherschaft in der Region: mir ist ein Modell Erdogan alleweil viel lieber, als ein Modell Ahmadinedschad.
Am liebesten wäre mir ein Modell Obama: aber dank Irak-Krieg, der Nichtreaktion im Gazakrieg und gerade jetzt wieder der letzten UN-Resolution, in der sich die USA dagegen gesperrt haben, nach dem israelischen Angriff auf den Schiffskonvoi im Mittelmeer eine internationale Untersuchung einzuklagen, stehen die westlichen Aktien meiner Region nicht gerade hoch im Kurs.
Vielleicht könnte man sie wieder etwas nach oben bringen, indem man nicht wie beim gestrigen EU-Aussenministertreffen in Luxemburg herumeiert und“darauf hofft, dass Israel vielleicht einen Teil der Gazablockade lockern könnte“. Sondern, indem man klare und deutliche Worte findet, zur Belagerung von 1,5 Millionen Menschen.
Wie etwa das Internationale Rote Kreuz, dass sich aufgrund seines Neutralitätsgebots äußerst selten zu Wort meldet. In einer gestern veröffentlichten Erklärung beschreibt das IRK nicht nur die verherenden Auswirkungen der Blockade auf die Versorgung des Gazastreifens, auf dessen Gesundheits-, Wasser- und Abwassersysteme. In der Erklärung heißt es auch, dass die israelische Blockade des Gazasreifens eine „Kollektivstrafe“ ist, die eine „Verletzung der israelischen Verpflichtungen gegenüber den Genfer Koventionen“ darstellt. Na also, es geht doch.