Die Reaktionen auf die derzeitigen Indienberichte in diesem Blog sind so niederschmetternd, daß ich, was die E-Mails anbetrifft, den Blogwart Mathias Bröckers bitten mußte, ihre Veröffentlichung zu unterdrücken, was jedoch nur für kurze Zeit möglich ist. „Am Ende kommt doch alles ans Licht“, meinte er in gewohnter Grimmigkeit. Aber bis es soweit ist, will ich gern gegensteuern. Durchweg wird mir vorgeworfen, die zunehmende Bedeutung der neuen Schwellenländer nicht zu erkennen und gebührend zu würdigen, sondern stattdessen die Vorteile des alten Europa hochzuhalten, was auf einen Kulturchauvinismus oder so ähnlich hinauslaufe.
Nun, zunächst eine kurze Erklärung in eigener Sache. Seit ich auf der Welt bin beziehungsweise denken kann, wurde mit der Angst vor den menschenreichen Staaten Asiens Politik gemacht. Schon mein Großvater bleute mir die mahnenden Worte ein: „Am Ende werden sie uns alle auffressen.“ Und Konrad Adenauer sekundierte ihm im Bundestag: „Meine Herren, isch sage nur: China, China, China!“ Mit Angst wurde und wird IMMER Politik gemacht, und die Aufgabe des Aufklärers ist es, diese Ängste zu überprüfen und wenn möglich zu zerstreuen. Was wurde denn aus China, China, China? Haben sie uns, wie von allen erwartet, in den 60er Jahren überholt? Sie sind abgestürzt wie später die Tigerstaaten. Oder wie Japan, dem man in den 80er Jahren voraussagte, es werde binnen zehn Jahren die USA als führende Weltwirtschaftsmacht ablösen. Auch was man über Brasilien und Indien derzeit phantasiert, könnte ein reines Gespinst aus dem urdeutschen Stoff ‚Angst‘ (gesprochen: ängsd) sein. In Brasilien war ich schon, mit meiner Nichte Hase, und nun steht eben Indien auf dem Prüfstand. Aber ich bin gern bereit, meinen Blickwinkel zu ändern. Heute habe ich schon damit angefangen. Ich will mich ganz auf die schönen Seiten des Landes konzentrieren, und auch nichts Gutes über Deutschland mehr sagen. Ein Reiseführer soll mich zu den sehenswürdigen Tempeln des Landes führen und ähnlichem. In Bangalore ist es der Vidhan Soudha, eine herrliche Touristenanlage mit Tempel, Landesparlament, Gärten, dem Highcourt des Landes Karnataka und vielen heiligen Kühen. Es ist wirklich schön. Auch Denkmäler der großen indischen Politiker gibt es da, wie etwa Gandhi, Nehru, Gandhi und Gandhi. Das soll um Gottes Willen nicht ironisch klingen, oder unter Kitschverdacht stehen: ich sehe mir jetzt wirklich die tollen Seiten Asiens an.
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