Unfassbar: Seit einem Dreivierteljahrhundert wird in allen möglichen offiziellen und halboffiziellen Quellen und Stellen der Rhein um 90 Kilometer zu lang gemacht! 1320 statt der tatsächlich 1230 Kilometer stehe dort jeweils, habe der Kölner Biologe (!) Bruno Kremer herausgefunden, schreibt die Süddeutsche heute. Kremer vermutet einen Zahlendreher irgendwo Anfang der 1930er Jahre, der sich dann durch Abschreiben fortgepflanzt habe.
So etwas dem deutschen Nationalfluss! Das sollte uns ein eigenes Wort wert sein – immerhin müssen jetzt Hunderte von Büchern, Broschüren, Webseiten etc. berheinigt werden. Bei der Gelegenheit könnte man dann auch gleich die Entstehungsgeschichte der Meldung berheinigen: Denn vor ziemlich genau zwei Monaten erschien eine Meldung ziemlich genau des gleichen Inhalts im Kölner Stadt-Anzeiger – hat damals nur kein Schwein gemerkt.
Offenbar auch die Redaktion des Kölner Stadt-Anzeigers nicht, sonst hätten sie ihren Scoop ja wohl etwas lauter herausgetrommelt. Dumm gelaufen für die Rheinländer. Denn natürlich sind die Isarstädter nicht vornehm genug, diese Quelle anzugeben. Ist in München nicht üblich, wie ich selbst dieser Tage erfahren habe, nachdem ein gerade erst im von mir chefredigierten PwC-Kundenmagazin veröffentlichter Text in der Süddeutschen auch ohne jegliche Quellenangabe nachgedruckt wurde.