True Grit
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1. Der Film in einem Satz:
A Western for old men.
2. Darum geht‘s:
Die 14jährige Mattie Ross sinnt auf Rache: ihr Vater wurde hinterrücks vom Hilfsarbeiter Tom Chaney ermordet und kein Sherrif weit und breit findet sich zur Verfolgung! Die patente und verhandlunssichere Mattie sucht sich den härtesten und versoffensten Marshall der Stadt (Jeff Bridges in einer Jeff-Bridges-Parodie) und jagt gemeinsam mit ihm die Jagd nach Chaney. Eher unfreiwillig beteiligt sich auch Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon), der Chaney bereits aufgrund eines anderen Verbrechens verfolgt, an der Suche.
Die Coen-Brüder inszenieren erstmals einen klassischen Western mit True Grit, einer Verfilmung eines Romans, der in den 60ern bereits mit John Wayne den Sprung ins Kino geschafft hatte (und dessen einzigen Oscar einbrachte). Wer erwartet, dass sich die Geschichte coentypisch dreht und wendet, wird enttäuscht sein. Wer auf Dialogwitz und Pointendauerfeuer hofft, ebenso.
Wer dagegen einen in einer klassischen Tradition stehenden Western sehen möchte, wird reich beschenkt. Bibelzitate, Pathos, dem Sonnenuntergang entgegenreitende Pferde, räudige Cowboys – die ganze Palette wird abgedeckt.
So ist möglicherweise der phänomenale US-Erfolg von True Grit gerade dadurch zu erklären, dass der treue Coen-Fan sich unterfordert fühlt, weil True Grit mehr ‚Klassiker!‘ schreit und stärker Mainstream ist als beinahe alles, was die Coens jemals gedreht haben. So erntet man eben 10 Oscarnominierungen! Kommerziell ist die Bilanz noch überraschender: True Grit hat in seinen ersten 13 US-Kino-Tagen mehr Geld eingenommen als die ersten sieben Coen-Filme in ihren ersten 13 Jahren zusammen!
3. Der beste Moment:
Die Verhandlung der kleinen Mattie mit dem alten Pferdeverkäufer! Wie würde man sich wünschen, dass die weiteren Dialogszenen eine ebensolche Geschwindigkeit und Schärfe hätten.
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Wer Webb Pierce statt Will Oldham hört.
* Regie: Joel & Ethan Coen
* imdb
* USA
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Tomboy
1. Der Film in einem Satz:
Girls will be boys.
2. Darum geht‘s:
Die zehnjährige Laure zieht mit ihrer Familie in einen neuen Häuserblock. Als sie ein Mädchen aus der Nachbarschaft kennenlernt, gibt die blonde kurzhaarige Laure sich als Mikael aus und spielt den Jungen, der sie wahrscheinlich sowieso sein möchte. Auch als sich eine zarte Bande zwischen dem Nachbarschaftsmädchen und Laure/Mikael entwickelt, weigert sich Mikael ihre Identität preiszugeben.
Der Französin Céline Sciamma gelingt mit „Tomboy“ ein fein beobachteter, behutsamer Film über geschlechtliche Orientierungssuche, der bei durchaus vorhandenem Humor keine platten Lacher nutzt und auch darauf verzichtet, die Dramatik der Geschichte unnötig zuzuspitzen. So ist „Tomboy“ ein trotz des schweren Themas immer leichter Film, der aber nie leichtfertig mit seiner zugrundeliegenden Problematik umgeht.
Durchweg gelungen und bis auf die manchmal zu naseweiße kleine Schwester überaus realistisch gezeichnet.
3. Der beste Moment:
Laures Knetgummi-Penis-Bastelversuche, die ihr helfen sollen, einen Ausflug an den See als „Junge“ bestehen zu lassen…
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Wer Gender-Thematiken im Film einmal weder platt noch verkopft noch zu dramatisiert sehen möchte.
* Regie:Céline Sciamma
* Frankreich
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Viva Riva!
1. Der Film in einem Satz:
Money. That’s what I want.
2. Darum geht‘s:
Riva schmuggelt Benzin von Angola nach Kinshasa. Der dortige Treibstoff-Notstand macht ihn zu einem reichen Mann – was er sich anmerken lässt und Neid, Begierde und Verfolgung nach sich zieht.
Der kongolesische Film Viva Riva! ist klassisches Genre-Kino, ein Actionthriller mit vielen Wendungen, der immer abwechslungsreich bleibt. Aufgrund des Fehlenes einer übergreifenden Vision sicherlich kein großer Wurf wie beispielsweise „City Of God“ ist Viva Riva! aber kompetentes Actionkino, das im Vorübergehen den Zerfall von menschlichen Beziehungen und die Erosion jeglichen Vertrauens durch die Gier nach Geld in einem armen Land ohne soziales Netz dokumentiert. An Wucht verliert Viva Riva! aber durch das zu irrationale Verhalten seiner Hauptfigur, dessen devil-may-care-Attitude in Anbetracht der Bedrohungen nicht mehr nachvollziehbar erscheint. Dass sein großer Gegenspieler direkt aus der Snoop-Doggy-Dogg-Schauspielschule mit nachfolgender Stippvisite in der „Pimp My Villain!“– Kleiderkammer entsprungen zu sein scheint, macht es nicht besser.
3. Der beste Moment:
Generell die flotte Inszenierung und der dramturgisch geschickte Ablauf der Jagd nach dem Benzingeld, an der sich im Viertelstundentakt immer wieder neue Parteien beteiligen.
4. Diese Menschen mögen diesen Film:
Wer gerne Jason Statham – Filme mit sozialkritischem Subtext sehen würde.
* Regie: Djo Tunda Wa Munga
* imdb
* DR Kongo