vonChristian Ihle 18.02.2011

taz Blogs


Willkommen auf der Blogplattform der taz-Community!

Mehr über diesen Blog

Submarine

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=4IVFfiv6wpY[/youtube]
.

1. Der Film in einem Satz:

Harold & Maude meets Hallam Foe unter der Regie von Wes Anderson.

2. Darum geht‘s:

Der 15jährige Oliver Tate ist ein Sonderling, der selbst in seiner an Neurosen reichen Familie noch hervorsticht. Er führt Buch über das Sexualleben der Eltern, entwirft Schlachtpläne, um seine Unschuld zu verlieren, schleppt sein dazu erwähltes Opfer in Carl-Dreyer-Filme und schenkt ihr Nietzsche-Bücher. Die Eltern sind derweil beinah der Katatonie verfallen und dass im Nebenhaus die Jugendaffäre (Paddy Considine) der Mutter einzieht, führt zu weiterer Beunruhigung…

Regisseur Richard Ayoade wurde durch seine Rolle als Computer-Geek in IT Crowd bekannt und präsentiert mit „Submarine“ seinen ersten eigenen Kinofilm – der ihm fabelhaft gelungen ist. Ein wunderbares Drehbuch, eine hervorragende Besetzung sowie ein eigens dafür geschriebener Soundtrack von Alex Turner (Arctic Monkeys) tun ihr Übriges. Viel besser war Wes Anderson damals bei „Rushmore“ auch nicht!

3. Der beste Moment:

Wenn Oliver in der Schulklasse tagträumt und sich seinen eigenen Tod vorstellt – die Reaktionen der Mitschüler, die brüchige Stimme des Direktors beim Verkünden seines Dahinscheidens, die Lichterketten durch ganz Wales… oder das Aufklärungsgespräch zwischen Mutter und Sohn, bei dem Sohn Oliver mehrere Anläufe benötigt, um die Mutter davon zu überzeugen dass er tatsächlich eine Freundin hat!

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer die schrägen Außenseiter-Komödien schätzt, mit denen Wes Anderson seit Jahren das Publikum verzaubert und dabei auch morbide Szenen akzeptieren kann.

* Regie: Richard Ayoade
* imdb

—————–

Made In Poland

made in poland

1. Der Film in einem Satz:

I fought the law, ich weiß nur nicht, warum und wozu.

2. Darum geht‘s:

Bogus tätowiert sich „Fuck You“ auf die Stirn, zerschlägt Autos und kocht vor Wut. Eine Wut, die er selbst nicht definieren kann, aber weiß, dass nur die „Revolution“ ihm helfen wird. Wofür oder wogegen er rebelliert, weiß er auch nicht. Made In Poland ist ein Punkfilm, der die No Future – Attitüde aufnimmt und sich nicht darum schert, Motivationen und Lösungen zu bieten. Die Mutter einem Schlagersänger verfallen, Vater nicht vorhanden, aus der Schule geflogen, die Mädels wollen auch nicht recht, die einzige Respektsperson ein Alkoholiker… dazu noch Leben in tristesten polnischen Plattenbauten – mehr Erklärung liefert Made In Poland nicht, um die Wildheit seines Protagonisten herzuleiten. Wie es sich für einen Punkfilm gehört, werden Konventionen mit Füßen getreten, der Film in scheinbar beliebige Abschnitte unterteilt, die jeweils von einer Comicsequenz und dem Titel eines Punksongs angekündigt werden („White Riot“, „I Fought The Law“, „Kill The Poor“, „Ivan Meets GI Joe“…).
Leider verliert man so aber auch schnell das Interesse am Weg Bogus‘ – wäre nicht die irrsinnig gute Kameraarbeit und die perfekten Locations, die in strengem Schwarzweiß mit vielen Close-Ups eine Wucht entwickeln, die die Erzählung vermissen lässt.

3. Der beste Moment:

Die vielen Szenen, die Bogus mit seinem FUCK YOU Tattoo in seiner tristen Umwelt zeigen, von denen man sich nicht mehr lösen möchte, so eine schöne Kaputtheit wird hier zelebriert.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer gerne „Oi Warning“ mit weniger Story hätte.

* Regie: Przemyslaw Wojcieszek
* imdb

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/berlinale_6_submarine_made_in_poland/

aktuell auf taz.de

kommentare