vonBen Gerten 10.02.2009

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Zeitgemäß. sehr zeitgemäß, Konrad Wolfs 70 mm Film über den spanischen Maler Goya. Der DDR-Film aus dem Jahr 1971 zeigt, wie sich die Kunst gegen die Herrschenden in Kirche und die Politik zur Wehr setzen muss. Und er zeigt, dass die katholische Kirche – zumindest damals noch – zur Verteidigung ihrer gesellschaftlichen Stellung über Leichen ging.
Die Berlinale-Macher konnten bei der Planung ihrer 70 mm Retrospektive natürlich nicht wissen, dass der Papst pünktlich zum Start der Filmfestspiele die Skepsis gegen die neue Rolle der katholischen Kirche als Mahnerin gegen die schlimmen Seiten der Globalisierung bestätigt und statt als moralische Instanz zu fungieren Holocaust-Leugner und Juden-Hasser in den Schoß der Kirche zurückholt. Die Festival-Planer konnten auch nicht wissen, dass das von Konrad Wolf virtuos gezeichnete Spiel der spanischen Inquisition mit Erkenntnis und Macht das heutige Spiel der Kirchenoberen mit dem Antisemitismus gleichsam karikiert. Der Botschafter der Inquisition kokettiert mit der Herzogin von Alba und zitiert dabei Voltaire während sein Chef Künstlerinnen verbrennen läßt.
Bleibt einzig die Frage, ob der bauernschlaue Maler Goya, den Wolf da zeichnete, die katholische Kirche von heute noch für dämonisch genug gehalten hätte, oder ob er sich mit ihr wie damals mit dem zur Witzfigur gegenierierten spanischen König nur auf einen albernen Ringkampf eingelassen hätte.
Frau Prokop vermutet, Goya hätte die Kirchenfürsten niedergerungen und nur noch lächerlich gemacht. Aber schon damals galt, solche Entzauberung muss erst verstanden werden.

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