Berlinale Stilblüten II
Gerard Depardieu und Isabelle Adjani haben in einem schönen kleinen preiswerten Film mitgespielt. Depardieu spielt einen angelernten Fleischer, der in Rente gehen will und jetzt alte Nachweise für frühere Jobs zusammen suchen muss. Er tut dies, in dem er mit seinem alten Motorrad in die Vergangenheit reist, einer Münch Mammut.
Das Programmheft machte auch dem Film eine „Tragikomödie aus der Arbeitswelt“ und behauptete, Depardieu spiele einen Charakter, der von frühester Jugend an hart gearbeitet hat.
Allein, über die früheste Jugend erfährt man im Film nichts. Und über die harte Arbeit auch nicht. Ob die Zeiten als Rausschmeißer in einer Disko, Helfer auf dem Rummel und als Aushilfe im Weinberg tatsächlich Ausweis eines harten Arbeitslebens sind, bleibt im Zweifel.
Gar nichts erfuhr man im Programmheft über das namensgebende Motorrad. Es war in den Siebzigern, als Depardieus Charakter den Rausschmeißer gab, das stärkste Serienmotorrad. Heute wird es nur noch unter Sammlern gehandelt. Depardieu und die Münch Mammut passen, die Charakterisierung als Arbeiter seit frühester Jugend nicht.
So blöd der Text, so bewundernswert ist Depardieus Mut zur Hässlichkeit in dem Film – und die Mütze der Adjani bei der Filmpremiere im Berlinale-Palast. Wer mehr über den Film erfahren will, der lese Detlef Kuhlbrodts taz-Blog zum Film http://blogs.taz.de/tagesbriefe/2010/02/20/mammuth/.
Wer mehr über das Motorrad erfahren will, lese über den hessischen Motorradenthusiasten Friedel Münch, der die namensgebenden Mammuts hat bauen lassen http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BCnch_(Motorradhersteller). Diese Recherche hätte Frau Prokop im Berlinale Journal erwartet.