Beraterinnen und Berater,
diese Idee ist wahrlich kreativ: Weil die empörten Studierenden an Deutschlands Unis mit ihrer Unzufriedenheit ja Recht haben, aber immer so unproduktiv sind, hat das Bertelsmann-nahe Zentrum CHE Consult nun ein Beratungspapier der besonderen Art vorgelegt. Mit dem Papier bekommen die Studierenden – häufig überzeugte Kritiker des aus ihrer Sicht neoliberalen Bertelsmann-Thinktanks – nun aber gerade sanfte Rückendeckung.
So heißt es in der Pressemitteilung zum Papier: „Aus Sicht von CHE Consult fordern [die Studierenden] zu Recht bessere Rahmenbedingungen für ihr Studium.“
Das ist schön. Und es wird noch schöner: „Bei den regen Diskussionen in den Hochschulen entstehen zuweilen jedoch verwirrende Debatten mit einseitigen Schuldzuweisungen, Vorurteilen und unrealistischen Forderungen.“
Unrealistische Forderungen? Was das ist? Davon können sich hier alle selbst ein Bild machen. Denn das CHE fragt auch: „Wären für die Studierenden nicht aber Argumentationshilfen und pragmatische Hinweise, auf welche Prozesse sie für die Vertretung ihrer Interessen tatsächlich Einfluss nehmen können, hilfreich?“
Ja, sagt Rudi Dutschke da – und fragt: Wo also werde ich beraten? Und siehe: Dort also gibt es nun das Beratungspapier „Bologna-Reform als Chance nutzen? Anregungen zur studentischen Partizipation“, das ab sofort nicht mehr nur die Hinterzimmer exzellenter Uni-Umgestaltung adressiert, sondern auch und gerade die Studierenden. Es geht um „kritische Fragen stellen“ und „employability sichern“, idiotensicher auf 5 Seiten. Denn diese Studis sollen endlich lernen wie sie produktiv mitgestalten – und wenn wir das beratend anfügen dürfen: Das macht sich auch gut als Futural Skill.
Herausgegeben wird das Papier übrigens unter anderem von Christian Berthold, der auch auf dem taz-Labor am 24. April 2010 in Berlin mit Studierenden über Demokratie und Mitbestimmung diskutieren wird. Spätestens dann interessiert auch die beratungsresistente Redaktion für besondere Beratungen, ob die kreative Zusammenarbeit des CHE und der Streikbewegung erfolgreich war. Wenn nicht, empfehlen wir gegen besonders beratungsresistente Studierende folgenden Arbeitstitel: „Kapitalismus als Chance nutzen? Anregungen zur studentischen Partizipation“.
Freundlichst,
der Räterat